Heft 
(1993) 55
Seite
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Ein weißes Blatt" hat er gelobt:Die Aufnahme des Ganzen war eine günstige, die einzelner Akte eine sehr günstige. Wir freuen uns um so mehr, dies aussprechen zu können, als wir uns vor etwa Jahresfrist in die sehr peinliche Lage versetzt sahen, gegen den 'Gefangenen von Metz' desselben Herrn Verfassers in entschiedener Weise Front machen zu müssen. Das 'weiße Blatt', liebenswürdig, spielbar, unterhaltlich, ist ein gutes Stück, das wir bei etwas weniger Pointiertheit in der Schlußszene sogar zu den sehr guten zählen würden ."' 3 Dennoch traut Gutzkow dem so differenziert urteilenden Fontane die Niveaulosigkeit eines billigen Scherzes wie der öffent­lichen Verunstaltung seines Namens zu. Wenn Fontane die literaturgeschichtli­cheSchlüsselstellung" Gutzkows auch nicht erkannt haben mag 14 - sein Urteil über Gutzkow ist jedenfalls ausgewogener und alles in allem treffender als Gutzkows von weitgehender Unkenntnis des Menschen Fontane zeugende Bosheiten.

Anmerkungen

1 Beide Briefe sind, soweit ich feststellen konnte, bisher ungedruckt; sie befinden sich in der Handschriften-Abteilung der Bayerischen Staatsbibliothek München (Signatur: E. Petzetiana V). Ich danke der Bibliothek für die Erlaubnis zur Publikation der bei­den Briefstellen.

2 In seiner Rezension der kritischen Ausgabe des Briefwechsels zwischen Theodor Storm und Klaus Groth, in: Jahrbuch der Raabe-Gesellschaft 1992, S. 219.

3 Dazu demnächst Walter Hettche:Paul Heyses Briefwechsel. Möglichkeiten der Editi­on, dargestellt am Beispiel der Korrespondenz mit Berthold Auerbach" (erscheint im Euphorion"). Bei der TagungEdition von autobiographischen Schriften und Zeug­nissen zur Biographie", die im Juni 1994 von der Arbeitsgemeinschaft für germanisti­sche Edition in Weimar veranstaltet wird, werden Roland Berbig und ich über Mög­lichkeiten der Erschließung der Tagebücher von Julius Rodenberg und Paul Heyse referieren.

4 Brief an Wilhelm Hertz vom 17. Dezember 1878.

5 HA III/4, S. 1038 (ich zitiere nach der Hanser-Ausgabe derWerke, Schriften und Briefe" unter Angabe der Abteilung in römischen und der Bandzahl in arabischen Ziffern). - Vgl. auch den Brief an Wilhelm Hertz vom 4. Februar 1879:Ich kann des Mannes nicht ohne tiefe Theilnahme gedenken, denn ich kenne kein ähnliches Beispiel von einer in gewissem Sinne glänzenden und bedeutenden, und zugleich doch ganz nutzlosen und schon bei Lebzeiten bei Seite geworfenen Existenz. Mög' es einem besser beschieden sein." - Es ist ein Brief Fontanes an Gutzkow vom 29. April 1864 überliefert (HBV 64/24), aus dem hervorgeht, daß auch Gutzkow einmal an Fontane geschrieben hat; das Schrei­ben ist jedoch nicht erhalten. Aus dem Inhalt des in höflichem Ton gehaltenen Briefes von Fontane lassen sich kaum Schlüsse auf das Verhältnis zwischen ihm und Gutz­kow ziehen.

6 HA III/4, S. 1037.

7 HA III/4,S. 1037.

8 HA III/2, S. 115.

9 Leider sind die Beispiele, die Gutzkow seinem Brief beizulegen verspricht, nicht erhalten; seine Angaben über die Fundorte sind so unpräzise, daß sich die monierten

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