erscheint bei Fontane immer spielerisch, doch schließlich vergeht ihm „die Lust zum Fertigmachen"
Fontane verabschiedet sich immer unter Schmerzen von seinen Werken. Kaum ist das Werk aber endlich fertiggestellt, stürzt sich Fontane schon wieder in das nächste. 23 Es tritt in diesen vielen Briefen, in denen er über Beschwerden bei der Arbeit und an der Korrektur berichtet, eventuell ein Moment zutage, das einen weiteren Rückschluß auf die Psyche des Schriftstellers Fontane zuläßt. Wie Kurz formuliert, hatte das Verbum „schreiben" als Titel für literarisches Schaffen im 19. Jahrhundert Hochkonjunktur, denn „'Schreiben' ist die zugleich materiellste und leerste Definition von Literatur und 'schreiben' definiert die Literatur im Aspekt der poiesis, der artistischen Produktion, der Arbeit".1 2 Gerade in der Betonung des Arbeits- und Mühecharakters von Kunst läge ein massives Rechtfertigungsmotiv. In den allermeisten Briefen, in denen Fontane über seine „Arbeit", also vom Schreiben und Korrigieren seiner Werke schreibt, kommt eben dieser „Arbeits- und Mühecharakter" sehr deutlich zum Ausdruck. Fontane kannte kein Mäzenatentum, er „erschrieb" sich seinen Lebensunterhalt. Und daß dieser Schriftstellerberuf im wahrsten Sinn des Wortes „Arbeit" bedeutete - darauf wies er immer wieder ausdrücklich hin. Fontanes aus dem technischen Vokabular entlehnter Begriff „Fabrikat" 25 für eigene schriftstellerische, also künstlerische Werke, unterstreicht diese Auffassung. „Damit soll gesagt werden, daß auch der Künstler Teil hat an der modernen bürgerlichen Gesellschaft mit ihren verpflichtenden Normen der Produktivität und Nützlichkeit." 26 Für Fontane trifft dies in doppelter Sicht zu. Einmal war es die nicht zu unterschätzende Notwendigkeit, durch seine schriftstellerische Arbeit Geld zu verdienen, um seine Familie ernähren zu können. Zum anderen war er - und vielleicht in besonderem Maße gerade er, der in seinen Werken der bürgerlichen Gesellschaft einen Spiegel vorhielt - selber Teil dieser Gesellschaft. Sein ständiges Bemühen um Anerkennung und Respekt, das sich durch alle Briefe zieht, demonstriert diese Tatsache augenfällig.
AUSWERTUNG (ausschließlich auf HBV/1988 bezogen)
„Anzahl Adressaten" = Anzahl der Brief-Adressaten pro Werk;
„Anzahl Briefe" = Anzahl der Briefe über das jeweilige Werk insgesamt im untersuchten Briefkorpus;
Nr.
Titel d. Werkes
Anzahl Adressaten
Anzahl Briefe
la
James Monmouth
2
3
lb
Tuch und Locke
3
2
2
Vor dem Sturm
26
141
3
Grete Minde
20
79
4
L'Adult era
25
60
5
Ellernklipp
17
65 (+evtl.l)
6
Schach von Wuthenow
28
78
7
Graf Petöfy
15
39
8
Unterm Birnbaum
17
29
9
Cecile
21
44
122