Kinderleistungen
Zum Teıl varıi!eren die Einschätzungen der verschiedenen Lehrkräfte sehr stark. Also stellt sich auch hier die Frage, ob es nicht Gruppen von Lehrkräften mit ähnlichen Einschätzungen gibt. Eine k-Means-Clusteranalyse mit k= 2 findet unter Einbeziehung aller 19 Aufgaben zwei etwa gleich starke Gruppen. Eine der beiden Gruppen gibt im Mittel bei allen Aufgaben einen höheren geschätzten Anteil richtiger Lösungen an, wobei jedoch nicht alle Mittelwertunterschiede signifikant werden.
Bei einem Vergleich dieser Gruppen mit anderen im Lehrerfragebogen erhobenen Merkmalen tritt zu Tage, dass insbesondere die Lehrkräfte geringe Erwartungen an das Vorwissen der Schulanfänger haben, die sich stark durch organisatorische Aufgaben belastet fühlen.
Als besonders leicht wurden von den Lehrkräften die Aufgaben 1(44%); 10(20%) und 5 (8%) genannt. Aufgabe 1 ist nach Meinung der Lehrerinnen und Lehrer besonders deshalb leicht, weil die Schulanfänger die Ziffern bis 9 oder 10 und insbesondere die 5(zumindest optisch) kennen bzw. lesen können, weil sie Vorerfahrungen aus dem Kindergarten und dem Alltag haben. Diese Aufgabe kann nach Meinung der Lehrkräfte ohne weitere Denkleistungen gelöst werden und die Aufgabenstellung erscheint klar und einfach.
Aufgabe 10 scheint den Lehrerinnen und Lehrern deshalb besonders einfach zu sein, weil das abgebildete Material(Stifte) den Kindern vertraut ist. Sie haben es mit allen Sinnen erfahren. Außerdem ist optisch klar zu erkennen, welcher Stift der kürzeste ist, hier hilft den Kindern die häufig favorisierte Strategie der Orientierung an der linearen Ausdehnung(Länge). Die Begriffe„kurz“ und„lang“ gehören auch zum Alltagswortschatz der deutschsprachigen Kinder.|
Weil die Lösung durch einfaches Zählen(Anzahl der Vögel auf der Leitung) zu ermitteln ist, erscheint vielen Lehrkräften die Aufgabe 5 leicht, zumal Kinder bereits zu Schulbeginn nach ihren Einschätzungen recht gute Zählfähigkeiten haben. Nicht erfasst wurde von uns, inwiefern die Lehrerinnen und Lehrer auch der Meinung sind, dass die Kinder Ziffern notieren werden.
Die Aufgaben 1, 10 und 5 gehören auch zu denen, die von einem sehr hohen Anteil der Kinder richtig gelöst wurden, so dass diese Einschätzung der Lehrkräfte und die Leistungen der Kinder zusammenpassen, obwohl trotz der Einschätzung als leichte Aufgaben die Leistungen der Kinder noch über den Erwartungen der Lehrkräfte liegen.
Als besonders schwer wurden die Aufgaben 15 und 16(je 23%), 8(15,4%), 19(11,5%) sowıe 9 und 14 Ge 7,7%) eingeschätzt.
Die Aufgabe 15 wird als besonders schwierig eingeschätzt, weil sich die Aufgabenlösung nicht durch unmittelbare visuelle Wahrnehmung ergibt und die Raumvorstellung bzw. die Abstraktionsfähigkeit der Kinder noch nicht ausreichend entwickelt ist. Die Lehrkräfte vermuten, dass die Kinder der Meinung sind, dass auch für den zweiten Würfelbau fünf Würfel benötigt werden, weil die Kinder nur die Würfel zählen, die sie sehen können. Diese Erwartung stimmt mit dem vielfach beobachteten Lösungsverhalten der Kinder überein. Für den Unterricht wäre es für das Erkennen des verdeckten Würfels unbedingt erforderlich, dass die Kinder zunächst Erfahrungen mit real gebauten Würfeltürmen machen.
Erwartete Probleme bei der Lösung der Aufgabe 16 werden ebenfalls auf fehlendes(dynamisches) räumliches Vorstellungsvermögen der Kinder zurückgeführt. Die Kinder müssen sich bei der Bewältigung dieser Aufgabe den Bus aus verschiedenen Perspektiven vorstellen, sich also gedanklich um den Bus herumbewegen und verschiedene Blickrichtungen dabei abwägen. Genaues Beobachten und optische Differenzierung sind ebenfalls gefragt. Bei den Kindern ist nach Meinung der Lehrkräfte die Fähigkeit zur Übernahme verschiedener Perspekti
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