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Teil 1 (2002) Kinderleistungen - Lehrererwartungen
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ven noch nicht ausreichend ausgebildet. Bei der Aufgabe 15 liegen die Erwartungen der Leh­rerinnen und Lehrer, obwohl diese Aufgaben richtig als schwierig eingeschätzt wurden, um mehr als eine Standardabweichung über den von den Kindern gezeigten Leistungen. Auch die Aufgabe 16 wurde als sehr schwierig eingeschätzt und trotzdem lagen die Erwartungen der Lehrerinnen und Lehrer um fast eine Standardabweichung über den tatsächlich gezeigten Leistungen. Es ist also eine deutliche Tendenz der Überschätzung der zur Lösung dieser Auf­gabe benötigten Kompetenzen festzustellen.

Bei Aufgabe 8 vermuten die Lehrerinnen und Lehrer sprachliche Schwierigkeiten. Lagebe­ziehungen und Richtungen werden noch nicht von allen Kindern beherrscht.

Mit dem Begriffdas Doppelte können viele Kinder nach Meinung einzelner Lehrkräfte am Anfang der Klasse 1 noch nichts anfangen bzw. die Vorstellung vom Doppelten eines gege­benen Objektes ist nur wenig ausgeprägt. Aus diesem Grund werden von einigen Lehrerinnen und Lehrern Schwierigkeiten bei der Lösung der Aufgabe 19 unterstellt.

Bei der Aufgabe 9 werden wiederum Probleme mit der Raumvorstellung der Kinder vermu­tet, weil der optische Eindruck der Flaschenhöhe zu Täuschungen führen kann. Im Gegensatz zu diesen Vermutungen einiger Lehrkräfte meinte eine Lehrerin, dass die Kinder doch nur hinsehen müssen, um die Lösung zu erkennen die Aufgabe ist also ganz leicht. Auch bei dieser Aufgabe wäre es günstig, wenn reale Flaschen mit Wasser genutzt würden.

Aufgabe 14 wird als schwierig angenommen, weil dieseErgänzungsaufgabe eine genaue Analyse voraussetzt. Bei dieser Aufgabe liegen Erwartungen und gezeigte Leistungen sehr dicht beieinander.

Die Einschätzungen der Aufgaben 15 und 16 als schwierig deckt sich mit den Leistungen der Kinder.

Interessant ist in diesem Zusammenhang, dass die Aufgaben 3 und 9 sowohl bei den leichtes­ten als auch bei den schwersten genannt wurden. Es gibt also Aufgabenstellungen, bei denen Erwartungen und Leistungen tendenziell recht gut zu einander passen, aber auch solche, bei denen beides weit auseinandergeht.

Wichtig ist auch an dieser Stelle zu betonen, dass das individuelle Vorwissen erkundet wer­den muss, dass die Lehrer sich offensichtlich nicht einfach auf ihreErfahrungen und Erwar­tungen verlassen dürfen.

1.6 Vergleich der Leistungen von Jungen und Mädchen =» Aufgabe für die Leserin/den Leser:

Haben Sie Unterschiede in den Leistungen von Jungen und Mädchen erwartet? Wenn ja: bei welchen Aufgaben und warum?

Bei unseren Untersuchungen von 1994 haben wir keine Unterschiede in den Vorkenntnissen von Jungen und Mädchen feststellen können, und so wollten wir bei den Untersuchungen zu Beginn des Schuljahres 2001/02 überprüfen, ob eine solche Einschätzung auch für die hier gestellten Aufgaben getroffen werden kann.

Gleichzeitig haben wir die Lehrkräfte gebeten uns mitzuteilen, ob sie unterschiedliche Erwar­tungen an Jungen und Mädchen haben und worauf sie evtl. vorhandene Unterschiede zurück­

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