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Teil 1 (2002) Kinderleistungen - Lehrererwartungen
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Kinderleistungen

Bei Sachaufgaben hängt es nach Meinung der meisten Lehrkräfte vom Sachverhalt ab, ob Jungen oder Mädchen bessere Leistungen bringen. Dieser Aussage stimmen 65% der Befrag­ten zu(12% sogar voll und ganz). Auch hier sind es weniger als 3%, die meinen, dass diese Aussage überhaupt nicht zutrifft. Tatsächlich wird diese Aussage in einem Unterricht, in dem Sachaufgaben nicht ausschließlich formale Textaufgaben sind, sondern an reale Situationen und den Alltag der Kinder anknüpfen, so lange berechtigt sein, wie Jungen und Mädchen auf Grund einer unterschiedlichen Sozialisation unterschiedliche Interessen haben.

Immerhin fast ein Fünftel(18%) der Lehrerinnen und Lehrer vertreten die stereotype Mei­nung, dass Mädchen beim Lösen von Sachaufgaben generell besser sind als Jungen.

Zwischen diesen Meinungsäußerungen und den erwarteten Leistungsunterschieden haben wir zwel interessante Zusammenhänge gefunden, die statistisch signifikant sind:

Lehrkräfte, die eher der Meinung sind, dass Jungen besser logisch denken können, sind auch eher der Meinung, dass Jungen bei Aufgabe 9 besser abschneiden werden(rs= 0,42, p< 0,05). Tatsächlich erfordert die Lösung dieser Aufgabe logische Schlüsse, denn allein aufgrund der optischen Wahrnehmung ist sie nicht lösbar(führt eher zum falschen Ergebnis: die höhere Flasche enthält auch mehr Flüssigkeit).

Außerdem schätzen Lehrerinnen und Lehrer, die der Meinung sind, dass von Jungen die bes­seren Ideen kommen, auch das Abschneiden von Jungen bei der Aufgabe 1 höher ein (rs= 0,40, p< 0,05), wobei für uns allerdings nicht erkennbar ist, warum zum Lösen dieser Aufgabe bessere Ideen notwendig sind. Man könnte eher vermuten, dass Jungen bei dieser Aufgabe aufgrund des Sachkontextes(Seifenkisten) bessere Leistungen erbringen, da dies eher ihren Interessenbereichen zugehört.

1.7 Abschließende Bemerkungen und Schlussfolgerungen

Auch wenn mit dem zweiten Beitrag dieses Heftes- mit der detaillierten Auswertung des Lehrerfragebogens- erst die gesamte Auswertung unserer zu Beginn des Schuljahres 2001/02 durchgeführten Untersuchungen abgeschlossen ist, soll bereits an dieser Stelle auf einige Schlussfolgerungen eingegangen werden.

- Insgesamt konnten auch in diesen Untersuchungen erhebliche mathematische Kompe­tenzen von Schulanfängern festgestellt werden. Aber insgesamt waren wiederum gro­ße Unterschiede auf verschiedenen Ebenen festzustellen.

e Zum einen waren- wie erwartet- große Unterschiede in den Fähigkeiten, die von uns gestellten Aufgaben zu lösen, zwischen den einzelnen Kindern einer Klasse zu erkennen. Diese enormen Unterschiede werden z.B. deutlich, wenn man die Lösungsstrategien der Kinder bei den einzelnen Aufgaben betrachtet. Da gibt es Kinder, die bereits elaborierte Strategien zur Lösung einer Additi­onsaufgabe nutzen, Kinder die Aufgaben zählend lösen und solche, die die ent­sprechende Aufgabe gar nicht bewältigen können. Alle sitzen in einem Klas­senzimmer, allen muss die Lehrerin/der Lehrer in ihrem/seinem Unterricht ge­recht werden.

e Zum anderen gibt es auch große Unterschiede zwischen Klassen an ein- und derselben Schule, was bedeutet, dass man auch bei gleichem sozialen Umfeld die in einer Klasse gemachten Erfahrungen nicht ohne weiteres auf die Nach­barklasse übertragen kann.

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