e Darüber hinaus haben wir enorme Unterschiede zwischen verschiedenen territorialen Bereichen festgestellt. Das betrifft insbesondere in Berlin und NRW die großen Differenzen in den Leistungen der Klassen, in denen der Anteil nicht-deutschsprachiger Kinder sehr hoch war, und Klassen, bei denen dies nicht der Fall war. Hier scheinen bereits zu Beginn der Schullaufbahn ganze Klassen ihren Altersgenossen gegenüber erheblich benachteiligt zu sein. Auf einer anderen Ebene finden wir diese Unterschiede wieder, wenn wir den Anteil der richtigen Lösungen im Lande Brandenburg(80,23%), mit den in den anderen Bundesländern erreichten Ergebnissen vergleichen(Berlin: 62%; NRW: 65,5%), wo ebenfalls erhebliche Unterschiede deutlich werden, die u.M.n. auch auf die unterschiedlichen Anteile ausländischer Kinder in den von uns in diesen Ländern untersuchten Klassen zurückzuführen sind. In Brandenburg kann der Anteil nicht-deutschsprachiger Kinder vernachlässigt werden.
Daraus wird ersichtlich, dass man sich an keiner Stelle auf langjährige Erfahrungen verlassen kann, dass es immer wieder von neuem notwendig ist, die Lernausgangslage der Kinder detailliert zu erfassen.
Es zeigt sich im Ergebnis unserer Untersuchungen auch, dass es notwendig und bereits durch einen schriftlichen Test möglich ist, das Vorwissen der Kinder zu verschiedenen Inhaltsbereichen des Mathematikunterrichts zu erfassen. Nur auf Grundlage geeigneter Analysen ist es möglich, eine Passung zwischen Lernausgangslage der Kinder und dem Unterricht, insbesondere den im Unterricht unterbreiteten Lernangeboten herzustellen, um auf diese Weise sowohl eine Unter- als auch eine Überforderung zu vermeiden.
Nur durch die genaue Kenntnis der individuellen Lernvoraussetzungen der Kinder ist eine zielgerichtete Differenzierung von Anfang an möglich. Das heißt: Die leistungsstarken Kinder können vom ersten Schultag an gefördert und herausgefordert werden und leistungsschwächere Kinder können von Anfang an besondere Zuwendung, Beobachtung, Hilfe und Förderung zum Aufholen von Entwicklungsrückständen erhalten.
In unseren Untersuchungen konnten bereits im schriftlichen Test und insbesondere ın den interviewten Klassen eine Vielzahl von interessanten Arbeits- und Lösungsstrategien der Kinder festgestellt werden, die unbedingt im Unterricht aufzugreifen, weiterzuentwickeln oder auch zu verwerfen sind. Diese Einbeziehung könnte dadurch geschehen, dass
e die Kinder stärker Gelegenheit erhalten, ihre Lösungswege und-ideen z.B. in „Rechenkonferenzen“‘ vorzustellen;
e nicht zu schnell auf einen Lösungsalgorithmus hin gearbeitet wird, sondern dass die Lösungswege und damit das natürliche Denken der Kinder herausgefordert werden;
e Kommunikation zwischen den Kindern im Mathematikunterricht gefordert und gefördert wird, damit die Kinder erkennen, dass ganz unterschiedliche Wege zum Ziel führen können.