Teil eines Werkes 
Teil 1 (2002) Kinderleistungen - Lehrererwartungen
Entstehung
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Warum fühlen sich die Lehrkräfte durch Fort- und Weiterbildung so wenig belastet? Liegt es daran, dass verpflichtende Fort- und Weiterbildungsmaßnahmen in so geringem Umfang wahrgenommen werden, dass diese Zeit, verglichen mit dem Gesamtzeitvolumen so ver­schwindend gering ist, oder liegt es daran, dass Fort- und Weiterbildungsmaßnahmen Anre­gungen für die eigene, unmittelbare Tätigkeit bieten, so dass diese Maßnahmen wirklich als Hilfe und damit nicht als Belastung angesehen werden, oder nutzt man Fort- und Weiterbil­dung nur zur rezeptiven Aufnahme von Informationen ohne sich direkt damit auseinander zu setzen?

Meinungen der Lehrerinnen, die diesen Antworten zu Grunde liegen, könnten dabeı sein:

> Weil ich für meinen Unterricht immer etwas mitnehmen kann, gute Anregungen für meinen Unterricht bekomme,

weil ich mich gerne mit anderen Kollegen austausche, oder auch mit anderen Kollegen treffe,;

weil ich auf dem neuesten theoretischen Stand sein möchte,

weil ıch nur die Pflichtstundenzahl absolviere,

weil es keine guten Angebote gibt, zu denen ich gehen kann,

weil ich dort nur meine Zeit absıtze und nicht selbst aktiv sein muss,

weil ich schon lange im Dienst bin und eigentlich fast alles weiß, was in den Fortbil­dungen angeboten wird.

VVVVV V

Wenn sich die Lehrkräfte durch Unterricht nicht stark belastet fühlen, liegt es daran, dass die unmittelbare Arbeit mit den Kindern ihnen Freude bereitet und sie Erfolge unmittelbar erle­ben, oder haben sie durch ihre langjährige Tätigkeit im Beruf bereits so viel Routine, dass der Unterricht für sie ohne viel Aufwand abläuft? Ist der Unterricht dann aufgrund der Erfahrun­gen sehr wirksam oder eher wegen unreflektierter Routine stereotyp, ohne die konkreten Lernbedingungen der Kinder zu beachten?

Bei der Bewertung der Aussagen der Lehrkräfte muss auch berücksichtigt werden, dass sie wussten, in welche Richtung unser Forschungsprojekt zielt. Wenn z.B. viele angeben, wie wichtig es für sie ist, regelmäßig zu noch nicht behandelten Stoffgebieten den Wissensstand und die mathematischen Kompetenzen aller Kinder zu erfassen, so ist nicht zu erkennen, ob die Lehrerin mit ıhren Angaben

1. die Vorstellung von einem optimalen Unterricht 2. ihren tatsächlichen Unterricht oder aber

3. die Notwendigkeit hinsichtlich des von der Forschungsgruppe zu bearbeitenden The­mas meint.

2.2 Belastungen im Lehrerberuf

Mit unserer ersten inhaltlichen Frage, die wir den Lehrerinnen und Lehrern gestellt haben, wollten wir ergründen, wodurch sich Lehrkräfte bei ihrer Arbeit belastet fühlen. Auf Proble­me, die sich insbesondere bei der Interpretation der Ergebnisse zu dieser Frage ergeben, wur­de bereits in der Einleitung exemplarisch eingegangen. Hier sollen die Ergebnisse im Detail dargestellt werden:

Über die Hälfte(54%) der Lehrkräfte fühlt sich durch organisatorische Aufgaben stark oder sehr stark belastet. Nur eine Lehrkraft aus Thüringen gibt an, durch organisatorische Aufga­ben nicht belastet zu sein. Zu den Erziehungsaufgaben gibt es gegensätzliche Meinungen.

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