Die Meinung der Lehrkräfte über die veränderten Kinder korreliert, wie oben bereits dargelegt wurde, mit der Meinung, die sie über die Fähigkeit des Lerners, eigene Lösungswege zu finden, haben(rs= 0,35, p< 0,01).
Darüber hinaus gibt es einen Zusammenhang mit den sprachlichen Fähigkeiten, die sie ihren Schülern zutrauen(rs= 0,34, p< 0,05). Hier vermuten wir wegen des hohen Altersdurchschnitts der befragten Lehrerinnen und Lehrer ein tradiertes Bild der älteren Generation vorzufinden, das davon ausgeht, dass die heutigen Kinder generell problematischer, schwieriger, lustloser, desinteressierter, disziplinloser usw. sind(vgl. dazu unten). Dieses Bild lässt den Lehrkräften nicht viel Positives in der veränderten Kindheit(Medienzugang, Selbstbewusstheit, Kritikfreudigkeit, Neugier usw.) sichtbar werden.
Außerdem können folgende Aussagen gemacht werden:
# Je eher Lehrkräfte der Meinung sind, dass sich die Kinder negativ verändert haben, desto stärker fühlen sie sich durch organisatorische Aufgaben(rs= 0,40, p< 0,01), durch die individuelle Arbeit mit einzelnen Schülern(rs= 0,31, p< 0,05), durch den Unterricht(rs= 0,29, p< 0,05) und durch Erziehungsaufgaben(rs= 0,28, p< 0,05) belastet. Das scheint aus unserer Sicht verständlich zu sein, da Ja diese negativen Veränderungen sowohl mit zusätzlichen organisatorischen Aufgaben(zusätzliche Elternarbeit, zusätzliche Behördenarbeit, Sonderregelungen für Problemkinder u.v.m.) als auch mit intensiverer Förderung von einzelnen Kindern und mit mehr Disziplinproblemen einhergehen, die den Unterricht anstrengender machen und vermehrt Erziehungsmaßnahmen erfordern. Allerdings lässt der von uns entwickelte Fragebogen keine Rückschlüsse darüber zu, was die Lehrerinnen und Lehrer konkret mit zusätzlicher organisatorischer Belastung meinen. Hier sollte bei einer erneuten Befragung konkreter nachgefragt werden.
# Je eher Lehrkräfte der Meinung sind, dass sich die Kinder negativ verändert haben, desto seltener nutzen sie zur Vorbereitung des Mathematikunterrichtes das Lehrerhandbuch zum Schulbuch(rs=-0,29, p< 0,05). Darın könnte eine gewisse Resignation zum Ausdruck kommen. Die Kinder haben sich so sehr verändert, dass die gut gemeinten Handreichungen des Lehrerhandbuches nicht mehr anwendbar sind. Es kann sich aber auch um einen durch das Alter vermittelten Effekt handeln: Die vielen im Mathematikunterricht der Grundschule tätigen älteren und erfahrenen Kolleginnen und Kollegen vertrauen ihren bisherigen Konzepten eher als den Vorschlägen der Lehrerhandbücher und meinen gleichzeitig, dass sich die Kinder eher negativ verändert haben.
Die interne Konsistenz(Cronbachs Alpha) beträgt 0,47. Wegen dieses geringen Wertes, haben wir eine Faktorenanalyse durchgeführt, um festzustellen, ob auch diese Skala aufgeteilt werden kann. Eine Hauptkomponentenanalyse, bei der zwei Faktoren extrahiert werden, liefert nach einer Varimax-Rotation folgendes Ergebnis: Die positiven Items 34, 18, 36 und 41 werden dem einen Faktor zugeordnet: Die Kinder sind heute wissbegieriger, neugieriger, haben mehr Ideen und größere Vorkenntnisse. Die negativen Items 26, 14, 48, 32, 29 und 21 werden dem anderen Faktor zugeordnet: Die Kinder sind heute oberflächlicher, unruhiger, selbstbewusster(!), unkonzentrierter, heterogener und weniger begeisterungsfähig, wobei Item 48(selbstbewusster) von einem positiven zu einem negativen Item wird. Die beiden Faktoren erklären zusammen 47% der Gesamtvarlation.
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