Teil eines Werkes 
Bd. 2 (1910) Die Geschichte / von Gustav Albrecht ...
Entstehung
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und die Uneinigkeit zwischen beiden Parteien ist durch seine Tätigkeit ständig ge­wachsen, und das Eingreifen lippescher Pastoren hat das Seine getan, um die Un­einigkeit noch zu fördern.

Die Preise für Ziegel in der Mark Brandenburg find im Laufe der Jahrzehnte ganz bedeutenden Schwankungen unterworfen gewesen. Zu manchen Zeiten haben sie frei Baustelle schon > 6 Mk. für das Tausend betragen, während zu anderen Zeiten für dieselbe Menge 36 Mk. gezahlt worden sind. Schlechte Geldverhältnisse, schlechte Baujahre, starker Wettbewerb von außerhalb und ebenso starker Wettbewerb seitens anderer Baumaterialien haben solche Schwankungen hervorgerufen. Man suchte sich seitens der Ziegeleibesitzer hiergegen natürlich zu wehren. Entsprechend dem Zuge der Zeit wurden in einigen besonders wichtigen Aiegeleizentren Verkaufsver­einigungen gegründet. Dieselben bestehen entweder zurzeit noch oder mußten in­folge besonderer Umstände wieder aufgelöst werden. Jahrelang hat in Berlin in dem Tentral-Verkaufscomptoir von Hintermauerungssteinen A.-G. eine Verkaufsvereini­gung unter Leitung der Direktoren Sinzheimer und Hermann Maaß mit großem Erfolge gearbeitet, ist dann aber doch wieder aufgelöst worden und konnte auch bis heute noch nicht wieder ins Leben gerufen werden. In anderen Städten, wie Frank­furt a. G., Landsberg a. W. und Vietz an der Vstbahn sind solche Verkaufsvereini­gungen noch heute mit Erfolg tätig.

6. Ralksandfteine.

Das Verdienst, Kalksandsteins zuerst im Großbetriebe hergestellt zu haben, ge­bührt Deutschland. Der Vater der Idee ist der noch lebende Aementchemiker Professor Vv. Wilhelm Michaelis sen. Man zählt in Deutschland zurzeit rund 300 Fabriken mit einer Jahresleistung von etwa t 200 000 000 Kalksandsteinen.

Man darf Kalksandsteine weder mit Schlackensteinen noch Aementsteinen ver­wechseln. Zu ihrer Herstellung, die vor etwa zehn Jahren fabrikmäßig ausgenommen worden ist, verwendet man einen aus Sand und 6f0 V« Kalk bestehenden Mörtel, der mit Hilfe von Pressen in Mauerziegelformen geformt und darauf 8so Stunden einem Dampfdrücke von sO Atm. im Härtekessel ausgefetzt wird. Hier erhärtet er, vermutlich unter Bildung eines Kalkhydrosilikates.

Für die Mark Brandenburg, und in ganz besonderem Maße für die Reichs­hauptstadt, sind die Kalksandsteine von besonderer Bedeutung geworden. Sand und Kalk sind reichlich vorhanden, und an schiffbaren Gewässern fehlt es auch nicht. Da der Berliner Baumarkt besonders in guten Baujahren rund 2 230 000 000 Steine auf­nehmen kann, lag es nahe, in der Umgegend der Stadt Kalksandsteinwerke anzulegen und den Tonziegeln Konkurrenz zu machen. Dies ist in bedeutendem Maße gelungen.

Wir haben um Berlin herum etwa 40 Kalksandsteinfabriken mit etwa 300 000 000 Steinen Iahreserzeugung. Die Kalksandsteinfabriken haben vor den Ziegeleien den Vorteil, daß sie Sommer und Winter arbeiten können. Ihre Waren werden ge­wöhnlich etwas billiger abgegeben als die Tonziegel, trotzdem die Herstellungskosten ' eher höher als niedriger sind. Außerdem wird der Händler für ihren Verkauf vielfach durch einen etwas höheren Rabatt interessiert.