Teil eines Werkes 
Bd. 2 (1910) Die Geschichte / von Gustav Albrecht ...
Entstehung
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f883 erbaute Freienwalder Schamottefabrik Ernst Henneberg L Lo. Es stellt Waren der allerverschiedensten Art her, ein Umstand, der zu manchmal nicht leicht zu über­windenden Schwierigkeiten im Fabrikationsgange führt. Wir sehen dort Schamotte­ziegel im Normalformate und Schamotten einfacher Form, Formstücke für gewerb­liche Feuerungsanlagen und Ofenanlagen, Muffelöfen, Retorten für Leuchtgasbe­reitung, Schmelzwannen, Feuerschirme für Lokomotiven usw. Ebenso verschieden wie die Waren sind die Massenzusammensetzungen. Die feuerfesten Tone werden aus Schlesien, Sachsen, der Rheinprovinz und auch dem Auslande bezogen. In ge­trocknetem Zustande kommen sie mit dem ausgeprobten Schamotte- und Sandversatz auf Augelmühlen. Von ihnen gelangt die Masse in den Mischmaschinenraum, wo sie gleichzeitig angegossen wird. Weiter geht die Masse durch Tonschneider und Presse und erblickt das Tageslicht wieder als Strang mit abgerundeten Ecken. Die ab­geschnittenen Formlinge werden im Sommer unter Schuppen im Freien, im Winter in geschützten Räumen des Fabrikgebäudes getrocknet und dann noch einmal nach­gepreßt, um die verlangte genaue Form und Dichtigkeit zu erhalten. Damit ist der ge­wöhnliche Schamotteziegel in der Formgebung fertig, während für die komplizierteren Stücke der Erzeugung erst jetzt die Hauptarbeit in der Formerei beginnt. Als neues Herstellungsverfahren wird das sogenannte Webersche Gießverfahren benutzt, das die Anfertigung feuerfester Erzeugnisse in größerer Wandstärke als früher ermöglicht. Der Schwerpunkt des Verfahrens besteht in dem Zusätze einer alkalischen Flüssigkeit, die man als Rhyolin bezeichnet hat. Das Brennen der sämtlichen Waren geschieht in einem Mendheimschen Gaskammerofen mit zwölf Abteilungen. Zeitweise werden daneben noch einige Rekuperativöfen betrieben.

L. Lemkeramik.

Die Feinkeramik ist in der Mark in nur geringem Umfange vertreten, da die vorhandenen Rohstoffe sich selten für ihre Zwecke eignen oder sonstige Verhältnisse ihrer Entwicklung entgogenstanden. An der Spitze steht die Königliche Porzellan­manufaktur zu Berlin mit ihren Kunst- und Luxusporzellanen, Tafel-, Dessert-, Tee-, Kaffee- und Waschservicen, Biskuitfiguren, Fliesengemälden, porzellanen für den häuslichen Gebrauch, feuer- und säurebeständigen Geräten für Laboratorien, Seger- kegeln ufw. Zu ihr gesellen sich einige andere Porzellanfabriken in Spandau, Sorau und Teltow, und dazu kommen noch Steingutfabriken in Frankfurt a. O., Rheins­berg und Vordamm (Ostbahn).

Die Königliche Porzellanmanufaktur in Berlin hat Vorläuferinnen gehabt. Die erste ist die Fabrik in Plaue a. H., die von dem preußischen Etatsminister Fried­rich von Goerne ins Leben gerufen wurde. Die Erfolge Meißens ließen ihn nicht schlafen, und er glaubte mit dem bei Plaue gefundenen rötlichen feuerfesten Tone ähn­liche Ergebnisse erzielen zu können. Versuche, die 1 , 713 angestellt wurden, schlügen fehl. f7sH ging Goerne jedoch mit David Pannewitz ein Sozietätsverhältnis ein, und in der Breiten Straße wurde eine Niederlage eröffnet. Das Unternehmen ging aber doch nicht recht vonstatten, und 1713 bot Goerne dem Kurfürsten von Sachsen seine Fabrik für s3 000 Reichstaler an. Der Ankauf kam indessen nicht zustande. Goerne

BrandenburAische Landeskunde. Bd. H. 27