Teil eines Werkes 
Bd. 2 (1910) Die Geschichte / von Gustav Albrecht ...
Entstehung
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früheren Nachteile und gehörte mit zu den Ziergegenständen eines geschmack­voll eingerichteten Wohnzimmers. Der Grund hierfür lag in dem vortreff­lichen Rohmaterial, welches sich besonders bei Velten findet. Die Veltener Rachel besitzt eine tadellos weiße Glasur, welche dem Scherben so angepaßt ist, daß sie bei guter Deckfähigkeit gewöhnlich frei von Haarrissen ist. Die plastisch dekorativen Vfen- teile wurden damals mit Recht aufgegeben, da die Glasur bei ihrer immerhin be­trächtlichen Dicke die feinen Umrisse des geformten Stückes verwischte. Auf der Aus­stellung f8?9 in Berlin herrschte die weiße Rachel noch äußerlich vor, und der weiße Rachelofen gehörte damals in Berlin zu den beliebtesten seiner Art. Aber schon auf der Aus­stellung zeigten sich andere Ofen, bei denen die weiße Rachel mittels des Sandstrahlgebläses gemustert war oder vertiefte geometrische Akuster besaß. Auch bemalte man Racheln in Alajolika- manier und führte echte Akajolikamalerei ein.

Dies hat sich im Laufe der Zeit weiter aus­gebildet, und es hat dahin geführt, daß jahre­lang nicht nur in Berlin, sondern überhaupt in der märkischen Wohnstube Rachelöfen vor­handen waren, welche durch ihre j)rotzigkeit und ihren schweren Bau das Auge im höchsten Grade beleidigten. Erst in letzter Zeit ist man hiervon wieder abgekommen und bemüht sich, dem Rachelofen eine möglichst hohe Einfachheit, dafür aber um so wirkungsvollere Form zu geben.

Der Begründer der künstlerischen Ofen­fabrikation in Berlin war hohler?) Er führte die Herstellung von Gegenständen zu Geräten und Verzierungen aus gebranntem Ton mit großem Erfolge ein. Rkehr Verdienste noch als er hat sich sein Geselle und Nachfolger Feilner zu Ende des s8. Jahrhunderts erworben. Er­schuf geschmackvolle Fabrikate aus einer fein- Abb. 62 . veltener Bfen geschlämmten Tonmasse und erfand die Her­stellung einer farbigen Glasur für die Ofenkacheln, sowie die Runst der Nkalerei auf gebranntem Ton. )m Jahre s820 bestanden schon mehrere Fabriken, die auf diese gegründet waren. Auf Schinkels Anstreben erweiterte sich dis Industrie dann noch bedeutend. Ende der siebziger Jahre ging durch die Ofenfabrikation insofern ein reformatorischer Zug, als man dahin strebte, an Stelle des klassisch geformten Ofens die bewegte Form des s5. Jahrhunderts und an Stelle der weißen Glasur dis gefärbte Glasur zu setzen. Aus der Berliner Gewerbeausstellung f896 war die Ofenindustrie in reichem Nlaße vertreten und fand hier allgemeine Beachtung. Schon damals

1) s. Deutsche Bauzeitung (372 und 187Y.