einen Bruch, und 1591 erhielt die Stadt Berlin von Johann Georg auf zehn Jahre das Privilegium, jährlich etwa 25 Prahme — 10 080 Kubikfuß Kalksteine zu brechen. Später wurde die Menge auf HO Prahme gegen Zahlung von 2H Gulden Zins erweitert. 1618 bewilligte Johann Sigismund der Stadt Berlin, 200 Wispel Kalk zu brennen, vorausgesetzt, daß dieser Kalk außerhalb des Landes verkauft würde. Im Dreißigjährigen Kriege ruhte der Betrieb vollkommen und wurde erst wieder ausgenommen, als der Große Kurfürst anordnete, daß in Berlin alle Bauten massiv aufzuführen seien. Zur Erleichterung des Wassertransportes wurde zwischen dem Kalk- und Kesselsee der Kalkgraben gezogen und bei Woltersdorf die Schleuse angelegt. 1769 ging die Verwaltung der Kalkbrüche von dem Domänenamte an das Bergwerks- und Hüttendepartement in Berlin über. Wenige Jahre später wurde in Rüdersdorf das Königliche Bergamt gegründet. 1777 wurde der Stadt Fürstenwalde statt des Kalksteinbruches nur noch eine Konzession zum Brennen des Kalkes für ihre öffentlichen Gebäude erteilt. Mit dem Beginne des 19. Jahrhunderts fanden große Veränderungen im Betriebe statt. Die einschneidendste bestand darin, daß man die Lagerstätten des Kalkes durch unterirdische Kanäle (heinitz-, Bülow- und Redenkanal) mit dem Mühlenfließe und dem Kesselsee in Verbindung brachte. Man sparte so den Transport des Kalkes mittels Fuhrwerk bis zum Wasser. 1855 einigte sich der Fiskus mit der Stadt Berlin auf gemeinsamen Betrieb der Brüche. Noch heute erhält Berlin der Fiskus ßh des Reinertrages. 18 6H—1872 erhielten die Kalkbrüche eine Verbindung mit der Ostbahn, und bald darauf wurde auch eine bessere Verbindung der Brüche mit Erkner durch Anlegung einer Chaussee herbeigeführt. Von den Bergräten, die in den letzten Jahrzehnten in Rüdersdorf tätig gewesen sind, nenne ich den Oberbergrat v. d. Decken und den Bergrat Gerhard, letzterer als Erfinder der Rüdersdorfer Kalkösen mit Halbgasfeuerung. Unter der Leitung des jetzt tätigen Bergrates Siegemann sind die Brüche zu einer ganz ünge- ahnten Ausdehnung und Blüte gelangt.
Eine Schilderung des Kalklagers und der auftretenden geologischen Horizonte hat Zache bereits im Bande I S. 109—113 gegeben. Ursprünglich unterschied man von Westen nach Osten den heinitz-, Reden- und Alvenslebenbruch, welche beiden ersteren von dem letzteren durch die nach Taßdorf führende Straße getrennt wurden. Nördlich vom Alvenslebenbruche befand sich der Krienbruch, der aber lange Jahre ganz außer Betrieb stand. Am Kesselsee bemerkt man eine große Mergelgrube, in der gipshaltige Letten abgebaut werden. Als sich der horizontale Abbau im Reden- und heinitzbruche nicht mehr weiterführen ließ, ging man in die Tiefe, und es entstand der Tiefbau. Die beiden genannten Brüche verschwanden, heute ist man noch tiefer als der ehemalige Tiefbau gegangen, und auch im Alvenslebenbruche wird der Kalk in einem Tiefbau gewonnen. Die Röthgrube am Kesselsee ist bestehen geblieben.
Der Abbau war anfangs äußerst primitiv?) Zunächst wurde der Abraum
9 Thomas Philipp von der Hagen, Beschreibung der Aalkbrüche bei Rüdersdorf, der Stadt Neustadt-Lberswalde usw. Berlin. Paulische Buchhandlung. t?<5. S. 25.