Teil eines Werkes 
Bd. 2 (1910) Die Geschichte / von Gustav Albrecht ...
Entstehung
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§30

fortgeschafft und dann aus die entblößte Schicht mit eisernen Hämmern geschlagen Es sprangen große und kleine Stücke ab. Die letzteren brachte man gleich mit Karren bis an den Ort, wo sie auf Magen geladen wurden. Znm Losmachen der großen und festeren Stücke nahm man starke eiserne Brechstangen oder sogenannte Geißfüße, auf die 4012 Mann einige Male nacheinander mit aller Kraft traten, bis das Gestein losbrach. Dann wurden die Stücke mit eisernen Hämmern zerschlagen. Me klein der Betrieb 4785 noch war, geht daraus hervor, daß damals in dem großen Steinbruche nur 40, in den kleineren etwa 20 Arbeiter beschäftigt waren. Bei der Einfachheit der Gewinnung wird das Ergebnis mithin nicht bedeutend gewesen sein.

Später kam ein etwas regelmäßiger Betrieb auf, der sich besonders dadurch kennzeichnete, daß man den Abraum nicht mehr einfach auf die angrenzenden Teile des Kalklagers warf und überhaupt systematischerer vorging. Jetzt wendet man die sogenannte Schramarbeit an, wie sie Zache im Band t auf 5. 113 geschildert hat. Diese Betriebsform hat die Förderung ganz gewaltig gesteigert. Ich kann durch die Liebenswürdigkeit der Königl. Berginspektion in Kalkberge folgende Zahlen anführen:

Ls wurden gefördert: 4896/97 300 248, 49O8/O9 525 845, 4897/4909 zu­sammen 5 606 900 cbm Kalkstein. Das Ergebnis der Kalkbrennerei betrug 4895/96 25 759 t (4 t 1000 kK), 4908/09 52 095 t. verkauft wurden 19O8/09 453 767 cbm, verbraucht im eigenen Betriebe 70 545 cbm. Abraum und Grutz betrugen 309 777 cbm. Die Arbeiterzahl stellte sich auf 4020 Mann (4896 865 Mann). Die Kalkbrennerei lieferte 49O8/O9 52 095,5 cbm.

Man verwendet den Rüdersdorfer Kalk im ungebrannten und gebrannten Zustande. Behalten wir zunächst den ungebrannten Kalk im Auge, so unterscheidet man je nach der Größe und Beschaffenheit Werkstücke, extra Bausteine, gewöhnliche Bausteine, Brennsteine, Kothen, Geröll, Zwittersteine und Kalksteingrutz. Die Fassaden von Häusern hat man in Kalkstein sicher nur selten aufgeführt. Abgesehen von der Strausberger Kirche und vielleicht einer Anzahl Bauernhäuser werden die Steine für diesen Zweck keine Benutzung gefunden haben, was im Hinblicke auf die Verwitterbarkeit des Kalkes erklärlich ist. Dagegen dienen die Kalksteine viel für den Bau von Fundamenten, und in Berlin haben sie lange Zeit in dieser Richtung die unbestrittene Herrschaft gehabt. Erst neuerdings sind auf diesem Gebiete größere Kunststeine (Kalksandsteine) mit ihnen in Wettbewerb getreten.

Die kleinen Stücke dienen in erster Linie zur Herstellung von Portlandzement. Zwei große Fabriken in unmittelbarer Nähe des Bahnhofes Rüdersdorf sowie eine andere Fabrik bei Zossen, sämtlich im Besitz der Aktien-Gesellschaft Adler, außerdem noch die Fabrik von T. O. Wegner, ebenfalls dicht neben den Rüders­dorfer Brüchen gelegen, sind für diesen Zweck in Tätigkeit.

Portlandzement ist ein Gemisch von etwa 79 Teilen kohlensaurem Kalk und etwa 24 Teilen Ton. Beide werden nach der Gewinnung getrocknet, gemahlen, gemischt und dann gebrannt. Früher benutzte man zum Brennen Schachtöfen, in Rüdersdorf sogenannte Dietzsche Ofen. Seitdem sich jedoch der Drehrohrosen in > Deutschland mehr und mehr eingeführt hat, haben auch die märkischen Fabriken dieses Ofensystem zur Anwendung gebracht. Es handelt sich um etwa 48 m lange Rohre