Die Sperenberger Gipsbrüche sind etwa 350 Jahre alt. Unter dem Baumaterial alter Airchen und Wohnhäuser der Umgegend hat man Reste von Gipsstein gefunden, die auf eine so frühzeitige Gewinnung und Verwendung des Gesteins schließen lassen. Aus dem Jahre 1568 finden wir die ersten gedruckten Nachrichten über das Gipslager. Zur Hebung des Bergwerks und zum leichteren Transporte des gewonnenen Gesteins wie auch des Bau- und Brennholzes aus den großen Waldungen der Herrschaft Zossen legte Kurfürst Johann II. in dem genannten Jahre den sogenannten Neuen Kanal an, und ließ das Nottefließ, damals die Sane, heute schlechthin das Fließ genannt, schiffbar machen. Außerdem ließ der Kurfürst den Faulen See mit dem Nlellensee und mittels des Nottefließes mit der Dahme und Spree, also direkt mit Berlin, in Verbindung bringen. Alle diese Anlagen gingen in den Wirrnissen des Dreißigjährigen Krieges wieder ein. Erst der Große Kurfürst stellte die Wasserstraße vom Nlellensee ab wieder her. Vom damaligen Neuen Kanals zwischen den Gipsbrüchen und dem Nlellensee ist jede Spur verloren gegangen.
Lange Zeit waren die Gipsbrüche nicht alle in einer Hand vereinigt. Aus dem Besitze des Fiskus waren sie in Privathände übergegangen und hatten verschiedene Besitzer, hierdurch wurde die Entwicklung der Sperenberger Gipsindustrie jahrzehntelang gehemmt. Jeder Besitzer baute nach seiner Nlethode ab, wie es ihm paßte, und jeder brannte den Gips und verkaufte ihn, wie er es für gut hielt. 1888 hatte Sperenberg sechs Dampfgipsmühlen mit 2f Ofen und neun Roßwerkmühlen mit 18 Ofen, zusammen 15 Gipsmühlen mit 39 Ofen. Die Arbeiterzahl in den Brüchen stellte sich auf etwa 115, in den Nlühlen auf etwa 75—80 Nlann. 189? bestanden in Sperenberg zwei größere Betriebe von zusammen ca. 1200 Waggons Leistungsfähigkeit, und einzelne kleinere Betriebe, deren Produktion nur einige 50 Waggons jährlich betrug. Einige davon wurden mit einem Göpelwerk betrieben. I898 verschwanden die kleineren Betriebe wegen Unrentabilität. Die beiden großen Fabriken gingen I898 bzw. 1900 in den Besitz der Berliner Gipswerke L. Nlundt vorm. h. Kühne über. Die alten Fabriken wurden stillgelegt und zu Arbeiterwohnungen, Stallungen und Wirtschaftsgebäuden umgebaut. Fabriziert wurde nur noch in der neuen Fabrik. Der größte Teil der vorhandenen Brüche war I898 durch einen Ausbeutevertrag zwischen den Besitzern und den Berliner Gipswerken mit den eigenen Brüchen der letzteren vereinigt worden bis auf einige Parzellen, die den Erben der bekannten „Gips-Schulzen" gehörten. Die Brüche umfassen ein Areal von ca. 50 preußischen Nlorgen.
Der Abbau des Gipses geschieht ähnlich wie in Rüdersdorf, ist aber wegen der Zähigkeit des Materials schwieriger als dort. Die Oberfläche des Lagers ist sehr uneben, während das Innere bis zu 20 m Tiefe aus einem Blockgemenge besteht, dessen Zwischenräume durch festen Lehm ausgefüllt sind. Erst vom Wasserspiegel an erscheint das Gestein geregelter und in Lagen. Man trägt den Abraum auf eine größere Entfernung hin ab und beginnt dann mit dem Schrämen in die Felswand hinein. Ein Teil des Gipses wird etwa 7—8 m tief aus der Felswand herausgearbeitet, während Pfeiler von 1 qm Querschnitt als Anterstützungspunkte stehen bleiben. Die ganze Masse wird dann durch Sprengen der Pfeiler zum Sturze gebracht. Bei
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