denken konnte. Das Jahr f87t und 1872 brachte dann mit dem rapiden Anwachsen der gesamten Industrie auch die Königliche Eisengießerei auf den Höhenpunkt ihrer gesamten Entwicklung. f87t wurden mehr als 36 000 Zentner geliefert, und f872 betrug der Reinertrag über 3f 600 Taler oder t5,3f "/-> des Anlagekapitals. Aber trotzdem entschloß sich die Regierung, den Betrieb einzustellen, da bei dem riesigen Anwachsen Berlins die Grundstücke so außerordentlich im Wert gestiegen waren, daß man an so bevorzugter Lage nicht mehr ein industrielles Unternehmen von der räumlichen Ausdehnung der Eisengießerei betreiben wollte, zumal der Staat selbst die Grundstücke für andere Zwecke sehr nötig brauchte. So wurde denn die Einstellung des Betriebes gegen Ende des Jahres f873 verfügt. Der letzte Guß geschah am 5. Januar f87ch Die Bauplätze wurden zur Errichtung der Bergakademie, der Landwirtschaftlichen Hochschule, Geologischen Landesanstalt und naturwissenschaftlichen Sammlungen benutzt. Bezeichnend für die angesehene Stellung und die Leistung der Eisengießerei war es, daß die Fabrikanten Berlins das Ministerium dringend baten, das „Musterinstitut zum Nutzen der Berliner Maschinenindustrie" zu erhalten. Die „Spenersche Zeitung" berichtete über die Aufhebung der Königlichen Eisengießerei in ihrer Abendausgabe vom 9- Januar f87H mit den Worten:
„Berlin ist um ein Kunstinstitut ärmer. Die Königliche Eisengießerei in der Invalidenstraße hat am Montag, den 3. Januar, nach siebzigjährigem ruhmvollem Bestehen ihren letzten Guß vollendet, und damit ist auf ministeriellen Befehl eins der bedeutendsten industriellen Etablissements Berlins für immer geschlossen, und zugleich ein Stück alten Berlins zu Grabe geläutet worden."
Die Lebensgeschichte der Eisengießerei hat uns schon fast in unsere Zeit hineingeführt. Kehren wir zu der Eisenindustrie am Ende des f8. Jahrhunderts zurück, als deren Höhepunkt die Königliche Eisengießerei anzusehen ist, und fragen wir uns, welches technische Ereignis auf der Schwelle des neuen Jahrhunderts trennt so scharf die Industrie, die wir bisher schildern konnten, von der, die wir heute kennen? Diese technische Großtat war die Dampfmaschine.
Im Anfang des f8. Jahrhunderts in England als Feuermaschine in den Bergwerken entstanden, am Ende des Jahrhunderts von dem genialen Ingenieur James Watt in außergewöhnlicher Weise vervollkommnet und in den Gewerbebetrieb eingeführt, hatte sie von England aus schon Ende des f8. Jahrhunderts begonnen, sich die Welt zu erobern.
f785 war auf einem Schacht im Mansfeldschen Bergbaubezirk die erste aus deutschem Material von deutschen Arbeitern hergestellte Dampfmaschine zur Wasserhaltung der Grube feierlich in Betrieb gesetzt worden. Die Gußteile dieser ersten deutschen Maschine stammten aus dem Hürtenwerk zu Zehdenick in der Mark und „der Dampfzylinder wurde in dem Königlichen Gießhaus in Berlin gegossen, aus dem Kern gebohrt und inwendig sehr sauber poliert". Der Minister von Heinitz und der Graf von Reden haben sich dann bei ihrer Begründung der Gberschlesischen Industrie mit größtem Vorteile der neuerfundenen Kraftmaschine bedient. Als man so um die Wende des Jahrhunderts die Dampfmaschine zu dem bestimmten Zweck der Wasserhaltung im Bergbau sich nutzbar gemacht hatte, dachte man in den Kreisen der
