Preußischen Regierung, denen die Gewerbeförderung in erster Linie oblag, daran, nach englischem Vorbild Dampfmaschinen für die einzelnen Gewerbebetriebe zu bauen. Berlin sollte hier in Deutschland vorangehen. Die erste Betriebsmaschine ganz Deutschlands hat in Berlin gestanden. Sie wurde von dem Engländer Baildon, den man für Gberschlesien gewonnen hatte, in Gleiwitz erbaut und hat von f800 bis f82H in der Königlichen Porzellanmanufaktur in dauerndem, sehr angestrengtem Betrieb gestanden. Schon f788 hatte man hierfür einen Entwurf ausgearbeitet und sich auch mit Watt selbst und anderen hervorragenden englischen Ingenieuren in Verbindung gesetzt. Als diese Pläne aber damals in die Öffentlichkeit drangen, brach ein Sturm der Entrüstung los. Ein Freiherr von der Reck machte sich zum Sprachrohr des öffentlichen Unwillens. Nachdem er darauf hingewiesen hatte, daß es glücklicherweise nicht gelungen wäre, die Steinkohlenfeuerung in den Wohnungen einzuführen, fährt er fort: „Jetzt soll eine Tag und Nacht durch Steinkohlen betriebene Dampfmaschine angelegt werden; und wer vermag vorauszusehen, was der Geist der Erfindungen und der sich täglich häufenden Entdeckungen und Feuerarbeiten noch an die Hand geben möchten." Entrüstet fragt er, ob es wohl billig sei, Gesundheit und Leben durch die ununterbrochenen und abscheulichen Ausdünstungen des Steinkohlendunstes zu untergraben, und pathetisch schließt er: „Ich bin es meinem Eigentumsrechte, der Erhaltung der Gesundheit meiner Familie schuldig, alles aufzuwenden, um dieses tötendeUngemach von meinem Hause zu entfernen." Verhindert hat es der Freiherr zwar nicht, aber aufgehalten doch zwölf Jahre lang.
Die Regierung hatte gehofft, mit dieser ersten Maschine schon das Privatkapital für die neuen Kraftmaschinen zu interessieren. Darin irrte sie sich aber. Der Deutsche von damals sah noch jede industrielle Kapitalsanlage für ein Lotteriespiel an und hielt es für viel klüger, sein Geld in den unsichersten Staats- und anderen Papieren anzulegen, wenn diese nur hohe Zinsen versprachen. In ganz Preußen gab es f8s2 nur zwei Betriebsmaschinen. Der Minister entschloß sich daher, „ein Muster aufzustellen, wie mit Hilfe einer zweckmäßig angeordneten Dampfmaschine eine größere Wirkung mit minderen Kosten hervorgebracht werden kann". Man ging deshalb daran, auf Staatskosten drei Maschinen zu bauen und zwei davon Berliner Fabrikanten kostenlos, mit der einzigen Bedingung, daß sie auch benutzt würden, zu überlassen. Nach langen Verhandlungen zwischen der Regierung und den Fabrikanten einigte man sich schließlich. Zuerst hatte man daran gedacht, auch diese Maschinen in Gberschlesien bauen zu lassen, da bot sich die Gelegenheit, sie in Berlin in der Eisengießerei selbst durch einen aus Westfalen zugereisten Hüttenfaktor bauen zu lassen. Inzwischen wurden die Verträge mit den Fabrikanten abgeschlossen. Der Staat übernahm alle Kosten, die sich auf Dampfmaschine und Kessel bezogen. Die Fabrikanten hatten nur nötig, das Maschinenhaus zu bauen. Nach drei Jahren zweckmäßiger Benutzung sollten die Maschinen den Fabrikanten gehören. Auch mit dieser letzten Bedingung, daß sie „erst" nach drei Jahren Besitzer der Maschinen sein sollten, erklärten sie sich endlich einverstanden. Schließlich wurden auch die Maschinen selbst fertig und kamen l8f5 in Betrieb. Sie entsprachen aber durchaus nicht den Erwartungen, und man mußte den Fabrikanten zugeben, „daß die Maschinen nicht
