die Mitte des lsi. Jahrhunderts waren Brandenburger gemusterte Flanelle, Schlafrockstoffe und Damast gesuchte Artikel. Die Stadt darf sich rühmen, den ersten Jacquard-Stuhl in Gang gesetzt zu haben. Schneller fast als in anderen Städten verschwand die Handweberei aus Brandenburg. Heute ist die sonst am Platze herrschende Textilindustrie wesentlich auf einige Tuchfabriken mit mechanischen Stühlen, eine Kammgarnspinnerei und eine Feinjute-Garnspinnerei beschränkt.
Von anderen namhaften Städten des Havellandes und der prignitz werden nur Kyritz und Wittstock als frühe Sitze eines Textilgewerbes genannt. Die erstgenannte, deren Walkmühlgraben öfters erwähnt wird, hat früher ein blühendes, heut verschwundenes Tuchmachergewerbe besessen, während es sich in Wittstock noch erhalten und sich den veränderten Produktionsbedingungen angepaßt hat. Die Kleinfabrikation ist hier erst im lsi- Jahrhundert verschwunden, ihre letzten 7 bis 8 Meister, die s836 noch 200 und f854 noch fOO zählten, verkauften die im Besitz der Innung befindliche Gewerksspinnerei und beschlossen den Niedergang ihres Gewerbes durch die bedauerliche Verbrennung ihrer Akten einschließlich des von s32H datierten „Freiheitsbriefes". Die Wittstocker Tuchmacherei mag frühzeitig schon durch Niederländer eingeführt worden sein und bald einen wertvollen Rückhalt in dem Handel mit Lübeck gefunden haben, dessen Rat die Kupferbekleidung des Wittstocker Kirchturms stiftete. Verarbeitet wurde nur Landwolle, seit Mitte des s6. Jahrhunderts ausschließlich gröbere Sorten. Die! Herstellung grober wollener Waren blieb der Stadt bis heute erhalten. Sie versorgte seit Ende des Dreißigjährigen Krieges größtenteils den Bedarf des preußischen Heeres. Schon f667 konnte sie die im Kriege zerstörte Walkmühle durch die Übernahme einer solchen in Goldbeck ausgleichen, eine sehr kluge Maßregel, die für das Militärtuch durchaus nötig war. Wie diese Walkmühle nahm die Stadt sösisi eine zweite von dem Amte Goldbeck in Erbpacht, baute l705 eine dritte bei Dranse und 17 l 3 eine vierte auf städtischem Gebiet. s770 standen dem Gewerk H Walkmühlen in Erbpacht und 2 in eigenem Besitz zur Verfügung. Friedrich der Große unterstützte angehende Meister durch Zuschuß aus königlichen Kassen, der alsdann in Tuchlieferungen wieder abgetragen wurde. Seit s8sH wurden zu dem bisher ausschließlich angefertigten blauen Lieferungstuch auch das graumelierte Hosen- und Manteltuch, später auch andere Sorten — und nicht nur für Militärbedarf — hinzugefügt. In der Übergangszeit von der Hand- zur Maschinenspinnerei legten mehrere Meister Roßwerke an, um Krempelmaschinen zu treiben; erst viel später fanden Wasser und Dampf Verwendung. Nachdem Spinnerei, Walke und Appretur sich dem maschinellen Betriebe angeschlossen hatten, wurde auch der Handwebe- von dem Kraftstuhl ersetzt, was unmittelbar zur Fabrik führte. Im letzten Drittel des sy. Jahrhunderts waren vier Fabriken vorhanden, von denen zwei zu anderen Betrieben übergingen. Die bedeutendste von diesen beschäftigt 500 Arbeiter und schafft mit ihren s50 mechanischen Webstühlen, unterstützt von Spinnerei, Walkerei, Appretur und Färberei viel mehr als einstmals in Wittstock vorhanden gewesene s80 bis sHO Handstühle.
Von anderen Städten der prignitz ist noch perleberg und pritzwalk zu nennen. In der elfteren ist zurzeit noch eine Wollenstreichgarnspinnerei