Teil eines Werkes 
Bd. 2 (1910) Die Geschichte / von Gustav Albrecht ...
Entstehung
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als Rest des längst schon verschwundenen Wollengewerbes vorhanden. pritzwalk gehört zu den kleinen Orten, die durch Ansiedelung von Tuchmachern gehoben wurde. Von den Tuchfabriken, die noch vor 30 Dohren bestanden, besteht nur eine, während um j800 noch 66 Meister und sOs Gesellen gezählt wurden.

In der Uckermark werden in Prenzlau bereits um 1250 Tuchmacher, Bäcker, Schuhmacher und Fleischer erwähnt. Welche Ursachen die alte blühende Tuch­macherei in der Hauptstadt zum Verfall gebracht haben, ist nicht erkennbar. Vermut­lich steht er mit der Zuwanderung zahlreicher französischer Emigranten im Zusam­menhang, die andere, vielleicht ertragreichere Industrien dahin verpflanzten; viel­leicht wirkten auch die stärkeren landwirtschaftlichen Interessen (Ackerbau, Viehzucht, Holzhandel, Flößerei) darauf ein, die Textilgewerbe in den Hintergrund zu drängen.

Recht verschiedenartige Verhältnisse der Textilindustrie treffen wir in der Mittelmar? in den Kreisen Teltow, Nieder- und Oberbarnim, Lebus, Aauch-Belzig, Beeskow-Storkow und Luckenwalde-Jüterbog an. Keinerlei Textilindustrie, mit Aus­nahme von Nowawes, Neuendorf bei Potsdam und Saarmund finden wir in Teltow. In Niederbarnim erfreut sich Bernau eines alten Rufes als Textilstadt, die infolge Blühens von Tuchmacherei und Brauerei einen riesigen Grundbesitz noch heute stO OOO Morgen Wald! erwarb. Das Georgshospital ist vom Tuchmacher­gewerbe s328 gestiftet. Schwere Schädigung erlitt dieses im Dreißigjährigen Kriege; eine wirksame Unterstützung durch Friedrich II. brachte zwar die Samt- und Seidenfabrikation etwas in Flor, aber das selbständige Kleingewerbe verschwand im Laufe des sst. Jahrhunderts. Eine Anzahl, auf Handstühlen arbeitende Seiden- und Teppichweber, die für Berliner Großfabrikanten tätig sind, gibt es dagegen noch heute. Dampfbetrieb besteht feit j850. In Alt-Landsberg erinnern nur noch gewisse, der Stadt gehörende, allerdings jetzt gegenstandslose Wasserrechte an den Walkbetrieb. Vorübergehend hatte Oranienburg eine textile Bedeutung, als s 803 vr. Hampel eine Kattundruckerei errichtete, die später in eine chemische Fabrik um­gewandelt wurde. Neueren Datums ist auch eine Maschinenspinnerei und etwas Strumpfwirkerei und Färberei in Liebenwalde.

In Gberbarnim hat sich dagegen das alte und angesehene Strausberger Ge­werbe bis heute behauptet, weil es den Zeitwünschen Rechnung trug und namentlich in Krimmer und Astrachans und neuerdings der Herstellung der imitierten Pelzboas tätig war. Auch im Lebuser Kreise ist das Textilgewerbe kaum hervorgetreten. Kein Wunder, wenn es sich selbst in dem so überaus günstig gelegenen Frankfurt nur dürftig entfaltete. Bezeichnend ist es, daß schon Mitte des Jahrhunderts die in Frankfurt bestehende Gilde der Gewandschneider mit der der Kaufleute verschmolzen wurde. Die Tuchmacher erhielten zwar ein neues Statut; aber auch sie leben seit langer Zeit nur in dem Namen einer Straße weiter.

Im Kreise Zauch-Belzig können wir nur Treuenbrietzen als Textil­stadt ansprechen. Sein Leinweber-Privileg datiert schon von s305; etwas später ist die Tuchmacherei als angesehenes Gewerbe beglaubigt. Aus dem s6. Jahrhundert wird eine Streitigkeit zwischen derGrauen Gilde" der Tuchmacher und der

Brandenburgische Landeskunde. Bd. II. 30