Teil eines Werkes 
Bd. 2 (1910) Die Geschichte / von Gustav Albrecht ...
Entstehung
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^Schwarzen Gilde" der Gewandschneider berichtet, die Joachim I. 1525 schlichtete. Die Fabrikation scheint sich auf stückfarbige und wollfarbige Tuche, wahrscheinlich auch auf Militärtuche erstreckt zu haben. Die 1831 im Gewerk vereinigten 130 Meister waren 1857 auf HZ gesunken, die sich auf Schal- und Leinweberei be­schränkten. Heute bestehen noch einige Dampfbetriebe.

Von den Städten der ehemaligen Herrschaft Beeskow hat nur die Stadt gleichen Namens ein blühendes Tuchgewerbe besessen; es ist längst verschwunden. Die letzte Wollspinnerei brannte 1858 ab. Auch von der im Kreise im 18. Jahr­hundert gepflegten Seidenzucht ist nichts mehr vorhanden. Dagegen waren im Kreise Jüterbog-Luckenwalde in beiden Städten, die ihm den Namen gegeben haben, die Ge­werbe von hervorragender Bedeutung. In Jüterbog gab es 1370 noch keine Tuchmacher, erst 1H10 wurde eine Gewandschneidergilde errichtet, und kaum hundert Jahre später bildeten die Tuchmacher eine angesehene Innung. 1H5H wurden die Bestimmungen über das Siegeln der Tuche verschärft, 1H75 ist eine Walkmühle vor­handen, und 1H85 vereinigten sich Gewandschneider und Tuchmacher zu einer Innung. 1560 entstand das neue Gewerbe der Strumpfstricker, das zwar, weil es auch Hosen strickte, durch die Tuchmacher befehdet wurde, sich aber durchsetzte und im 18. Jahr­hundert preußische Armeelieferungen übernahm, obwohl die Stadt noch sächsisch war. Erst 1815 wurde Jüterbog preußisch; die Tuchmacher legten Maschinenspinnereien an, die Leinweber fertigten für Berlin Baumwollenwaren, woraus sich allmählich Fabriken entwickelten. Freilich ging es auch hier im 1 9 . Jahrhundert bergab. Heute besteht nur noch die Tuchfabrik von Fritz Weßlau in der Vorstadt Damm. Anders war die Entwicklung in Luckenwalde, wo ein Patent Friedrich Wilhelms I. 1717 eingewanderten Tuchmachern für drei Jahre Freiheit von der Konsumtions­akzise und auf sechs Jahre von allen bürgerlichen Lasten gewährte. Die Stadt zählte damals 1000 Einwohner, von denen 150 Haus- und Ackerwirte waren. Von einer AnzahlGarn- und Leinweber" wird bei dieser Gelegenheit berichtet, daß ihr Gewerk seit 15ß2 bestehe. 1719 ließ der König ein Fabrikantenhaus für vier Familien er­bauen. Es war fürZeugmacher" bestimmt, ein auf gemusterte, ungewalkte Stoffe beschränktes, von der Tuchmacherei streng gesondertes Gewerbe. Es meldeten sich aber nur vier sächsische Tuchmacher. Ein Tuchmachergewerk wurde 1723 begründet. Es hat bis 1898 bestanden. Damit die Tuche nicht, wie bisher, zum Walken ins Sächsische geschickt zu werden brauchten, bewilligte der König dem Gott­lob Iähnichen einen Bauplatz, 2000 Taler und das Bauholz für eine Walke, die dieser später in Erbpacht erhielt. Bis zum Tode des Königs hatten sich 38 Tuchmacher, darunter 18 aus Sachsen angesiedelt. Sein Nachfolger be­stätigte die Privilegien und zog bis 1750 wieder 25 Familien, darunter zehn sächsische in die Stadt. Ein königlicher Fabrikkommissar wurde von Zeit zu Zeit nach Luckenwalde gesandt, der mit den Gemeindebehörden Bericht zu er­statten hatte. Durch weitere Zuwendung von 6H Familien hatte sich die Bevölkerung bis 175H auf 2009 Einwohner gehoben. 1765 betrug die Luckenwalder Produktion 1826 mittlere und grobe Tuche und H9 Flanelle. Neben 2 Zeug- und Raschmachern, 7 Strumpfwirkern und' 2 Hutmachern betrieben H2 Meister in der Stadt und HO auf