Teil eines Werkes 
Bd. 2 (1910) Die Geschichte / von Gustav Albrecht ...
Entstehung
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stehen. In Königsberg war die Tuchmacherei schon vor 1800 auf wenige Tuch­macher und einen Tuchscherer beschränkt. Lin kleiner Streitfall beleuchtet klar, daß dieser Rückgang zum Teil von der kleinlichen Auffassung des Gewerbes herzuleiten ist. In einem Gesuche an den König wurde 1743 gewünscht, sogenannteLin- menscher" aus dem Gewerk ausschließen zu können. Ls waren dies Vertreter der neuen Mebetechnik, den Stuhl durch eine Person zu bedienen, im Gegensatz zu dem älteren System, das nochselbander", d. h. durch Mann und Frau, die sich den Schützen gegenseitig zuwarfen, arbeitete. Das Gesuch wurde abgelehnt, aber der Geist des zähen Festhaltens am Alten blieb. Noch f855 wurde durch den Magistrat pflichtmäßig" versucht, das frühere Garnwebergewerk, damalsMeber-Innung" genannt, sowie das noch vorhandene Tuchmachergewerk durch Verleihung neuer Innungsstatuten zu konservieren. Die erstere zählte nur vier Meister und zwei Ge­sellen (seit s855 sechs Meister), sie löste sich nach Inkrafttreten der Gewerbeordnung von s869 auf, während das Tuchmachergewerk, das bis 1880 auf zwei nicht mehr tätige Meister zurückgegangen war, sich noch f886 gegen die Niederlassung eines jüngeren Tuchsabrikanten, der keine vorschriftsmäßige Lehrzeit hinter sich hatte, ver­geblich aufzulehnen suchte. Heute sind nur wenige Meister beider Gewerke noch vor­handen; die Produktion ist fast ganz erloschen.

Das Textilgewerbe ist in Soldin bereits im Mittelalter beglaubigt. Menn es auch nicht besonders hervorgetreten ist, so waren j800 doch noch 50 selbständige Meister, einige Tuchbereiter und fünf Malten im Gange. j883 bestanden nur noch zwölf Meister und 20 Stühle. Bis auf eine Mollspinnerei ist diese Industrie ver­schwunden, nur etwas Leinenfabrikation, die Tischzeug, Handtücher, Drillich u. ä. auf den Markt bringt, lebt noch weiter. Das alte Driesen hatte im Anfänge des s7. Jahrhunderts eine bedeutende Tuchindustrie, die sich nach den Verheerungen des Dreißigjährigen Krieges schnell erholte. Der von Friedrich II. sehr geschätzte Industrielle Treppmacher dehnte den Betrieb bis nach Rußland aus. Da sich infolge der russischen Grenzsperre s823 viele Tuchmacher nach Russisch-Polen wandten, wo durch sie u. a. das Dorf Tonstantinow zur Stadt machten und die Zurückbleibenden nicht imstande waren, den Betrieb auf neuer Grundlage wieder aufzubauen, so ist von dem alten Glanz nur die Spinnerei und Tuchfabrik von Gebr. Mend übrigge­blieben. Neueren Datums sind die Mollspinnerei und Meberei von Tietz in Arns- wal de; vorübergehend hatte Tüstrin einen Ruf als Mittelpunkt der Seiden­züchterei unter Friedrich dem Großen. Dagegen kann Zielenzig durch den Besitz einer Malkmühle sein Textilgewerbe bis auf 1592 zurückführen. Vermutlich wurde es durch zugewanderte peitzer und Tottbuser eingeführt. Sechs Jahrhunderte hat die Stadt einen guten Ruf als Textilort gehabt. f800 betrug die Zahl der Stühle noch 26 f, und vor 50 Jahren bestanden drei mit Dampfkraft betriebene Spin­nereien. Allmählich hörte die Fabrikation auf, die seit langer Zeit die Maren in rohem oder gewalktem Zustande nach Görlitz und Grünberg verkaufte, die Fabriken gingen zu anderen Betrieben über, und das alte Gewerbe ging damit vor etwa 20 Jahren vollständig verloren. Auch nach Reppen und Drossen soll s270 eine Einwanderung aus peitz und Tottbus stattgefunden haben; jedenfalls hat in