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betrieb übergegangen, der sich auf die Anlage von Spinnerei-, Walk- und Appreturetablissements erstreckte. Ls ist bezeichnend, daß 1861 bereits 97 Fabrikgebäude in dem 54OO Einwohner zählenden Grt vorhanden waren, daß um diese Zeit das Tuchmachergewerk eine erste Dampfmaschine von 25 I'8 aufstellte, daß die dem Gewerk am benachbarten Liebenauer See gehörige Walkmühle zeitgemäß erweitert wurde und die kleinen Fabrikanten gleichfalls zum Großbetrieb übergingen. Erst neuerdings scheint sich ein Nachlassen im Bedarf schwarzer Tuche bemerkbar zu machen. In gleicher Weise hat sich in Sommerfeld die Tuchfabrikation durch Umwandlung in den Fabrikbetrieb einen erheblichen Aufschwung gesichert. Die Produktion von 3310 Stück im Jahre 1816 war 1830 auf 5812 und 1861, wo zwölf Fabriken bestanden, auf 60 000 Stück gestiegen. Die Stadt fabriziert in der Hauptsache ganz leichte Tuchgewebe, die für den Export eine fast noch größere Bedeutung haben als für das Inland. Sie haben im sechsten Jahrzehnt des vorigen Jahrhunderts, als Amerika auf Grund eines billigen Tarifs große Mengen dieser Ware bezog, den Aufschwung Sommerfelds veranlaßt. Ist der Absatz auch zurzeit bedeutend zurückgegangen, so darf die Stadt doch vertrauensvoll in die Zukunft blicken. In dem alten peitz entfalteten sich die bürgerlichen Gewerbe offenbar erst nach dem Eingehen der Festung. Die älteste Statistik des Textilgewerbes von 1800 zählt nur 47 Webstühle und 105 beschäftigte Personen. Danach ist die Entwicklung der peitzer Fabrikation gemusterter Ware bis 1900, wo der Wert der erzeugten Waren auf 2 150 000 geschätzt wurde, 8 Tuchfabriken, 1 Kammgarnspinnerei und verschiedene Hilfsindustrien bestanden, geradezu erstaunlich. Schon 1852 belief sich die Jahresproduktion auf 6400 Stück; sie verdoppelte sich bis 1858, obwohl bis dahin nur Handstühle im Gange waren, und stieg 1872 auf 45 000 Stück. Nach vorübergehendem Sinken auf 18 000 Stück 1877 ist die Entwicklung wieder nach vorn gerichtet.
E 0 ttbus erlebte es, daß die im 12. Jahrhundert gastlich aufgenommenen Flüchtlinge aus Holland, Seeland und Flandern mit ihrer vorgeschrittenen Technik die ansässigen Berufsweber auf das Land drängten und sich zu einer Weber- und Gewandschneiderzunft vereinigten. Die ursprünglich wohl vorhandene Gewohnheit, die Waren in rohweißem Zustande nach den Hanse- und anderen niederdeutschen Städten zur Färberei und Appretur zu verkaufen, war durch die erneute Einwanderung niederländischer Handwerker von 1565 an überwunden worden. Der Niedergang der Hanse war auch ein schwerer Schlag für Eottbus, der indessen in seiner Wirkung noch gesteigert wurde durch den Dreißigjährigen Arieg. Friedrich II. berief böhmische Weber, die im Verein mit anderen Maßnahmen der Negierung das Textilgewerbe mächtig aufblühen ließen. 1800 zählte man 215 Tuchmachermeister, 206 Gesellen, 90 Lehrlinge und 1326 Wollspinner. Die große Zahl der Spinner läßt erkennen, daß noch Handgespinst verarbeitet wurde. 1855 bestanden noch neun Zehntel aller Stühle aus Handstühlen. Die 1852 19 700 Stück zählende Jahresproduktion stieg 1865 auf 90000. In dieser Zeit vollzog sich der Übergang von der glatten zu der gemusterten Ware. Die Erzeugung wuchs 1870 aus 100 000 und vier Jahre später aus 130 000 Stück, während die kleine Tuchmacherei zugunsten des Araftstuhles zurückging. I890 stieg die Produktion auf 150 000 Stück. Das letzte Jahrzehnt des