und hast nicht gesündigt, du bist groß geworden und du sündigst. — Äbot di Rabbi Nathan c. 17; Midrasch Tanchuma zur Stelle.
Mittelalter
Wir erklären: Im ganzen Leibe des Menschen ist nichts Unreines; er ist rein. — Saadja: Emunot we-deot (Offenbarungs- und Ver- nunltlehren), VI, 17.
Neueres jüdisches Schrifttum
1: „Aus des Schöpfers Händen stammt nichts Böses,“ spricht die älteste Weisheit; „mein Gott, die Seele, die du mir gegeben, ist rein“, läßt dieselbe Weisheit ihre Zöglinge von der Wiege bis zum Grabe bekennen; „rein hast du sie mir eingehaucht, rein soll sie wieder zu dir kehren“. Sie weiß nichts von einer angeborenen, angeerbten Sündhaftigkeit... — S. R. Hirsch: Ges. Schriften IV, 1908, S. 420/21.
2: Das Judentum leugnet nicht die Schwäche und die Gebrechlichkeit unsrer Natur, die lockende Gewalt der Versuchung, die Macht des „bösen Triebes“; aber es weiß nichts von einem Bösen, daa mit der menschlichen Natur notwendig gegeben ist. Es kennt keine Erbsünde. Von Natur ist der Mensch frei oder, was dasselbe ist, seine Seele ist von Hause aus rein. Gegenüber dem gerechten Gott, der das Gute gebietet, steht die menschliche Persönlichkeit, die für oder wider Gott sein kann. Es ist der freie Mensch, der die Sünde begeht. — Leo Baeck: Das Wesen des Judentums, 1905, S. 98.
3: „Mein Gott, die Seele, die du mir gegeben hast, ist rein“. Worauf es für den religiösen Äusdruck der Freiheit ankommt, das ist im üefsten Grunde die Reinheit. Die Reinheit der Seele macht den Menschen zum Ebenbilde Gottes.. Heilig ist der Mensch nicht. Die Heiligkeit eines Menschen gilt uns als Blasphemie. Äber rein ist der Mensch; seine Seele ist rein. In ihrer Reinheit besitzt sie das untrüglichste Gepräge der Unsterblichkeit, zugleich aber auch das Vorbild ihrer Freiheit. — Hermann Cohen: Innere Bezhg. d. Kant. Philos. z. Judentum, 1910, S. 56.
4 : Wohl aber hat sich das rabbinische Judentum davor gehütet, den Leib oder die Fleischeswelt als Quelle aller Unreinheit und Sünd-