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Bd. 3, Teil 2 (1937) Die Kunstdenkmäler des Kreises Templin / bearb. von Heinrich Jerchel. Vorarb. von Paul Eichholz ...
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gießers, als Weihegaben für die Gottheit oder bei Kriegsgefahr vergrabene Schätze aufzufaſſen ſind. Drei ſolcher Verwahrfunde ſind im Kreisgebiet zutage gekommen, von denen der aus Arnimshain(Märkiſches Muſeum der Stadt Berlin ) der zweiten Periode der Bronzezeit angehört, während die Funde von Milmersdorf (Uckermärkiſches Muſeum Prenzlau) und Herzfelde(Staatliches Muſeum für Vor⸗ und Frühgeſchichte Berlin ) ſchon in die dritte Periode fallen. Der erſtgenannte Fund, entdeckt 1888 bei der Trockenlegung eines Waſſerloches auf der Feldmark bei Arnimshain, enthielt in einem leider nicht erhaltenen Tongefäß u. a. ſechs Armſpiralen, drei Meißel, drei Brillenſpiralen, zwei Halskragen, fünf Halsringe, drei Scheibennadeln, Reſte von drei Goldſpiralen und Bruchſtücke eines Gürtelbleches. Die Bedeutung dieſes Fundes liegt in dem erſten Auftreten nordiſch⸗germaniſcher Formen innerhalb einer Fundgruppe, die im ganzen durchaus nichtgermaniſchen Charakter trägt, ſo daß hier bereits von einer ſtarken germaniſchen Beeinfluſſung geſprochen werden kann. Hierher gehört auch das nordiſche Griffzungenſchwert von Burg: wall, das wohl als Einfuhrſtück aus dem germaniſchen Gebiet angeſehen werden kann. Ein völlig an­deres Bild tritt uns in der dritten Bronzezeitperiode entgegen, welcher die Verwahrfunde von Milmersdorf und Herzfelde angehören, deren Inhalt ausſchließlich nordiſch⸗germaniſche Formen aufweiſt. Beſonders wichtig und kennzeichnend ſind die beiden Spiralplattenfibeln von Milmersdorf und Herzfelde, ſowie die ebenfalls in beiden Funden vorkommenden Fingerſpiralen.

Gleichzeitige Funde aus den Nachbarkreiſen zeigen, daß ſich etwa im 14. bis 13. vorchriſtlichen Jahrhundert in der Uckermark ein Bevölkerungswechſel vollzieht. Es iſt dies die Zeit der erſten germaniſchen Landnahme, die für die weiteren Geſchicke des Kreisgebietes von grundlegender Bedeutung geweſen iſt. Während Wohnplätze der erſten Germanenzeit kaum bekannt ſind, kennen wir eine ganze Anzahl von Gräbern, und zwar hauptſächlich in Form von Hügelgräbern, die ſich beſonders im nördlichen und öſt­lichen Teile des Kreiſes finden. Meiſt find mehrere Hügel in Gruppen vereinigt, fo bei Friedenfelde Neu­dorf), Gerswalde, Warthe, Jakobshagen, Groß Fredenwalde, Buchholz u. a. Sfters finden ſich auch ein: zelne Grabhügel, fo bei Herzfelde, Kloſterwalde, Klaushagen, Friedenfelde und an mehreren anderen Stellen. Die Hügel ſind von ſehr verſchiedener Größe, meiſt kreisrund, mit einem Durchmeſſer von 3 bis 20 und einer Höhe von 1 bis 114 m. In der Friedenfelder Forſt, zwiſchen Neudorf und Briefen, befindet ſich die ſchönſte und eindrucksvollſte Gruppe von Hügelgräbern der ganzen Mark Brandenburg, von welcher ein­zelne Hügel faſt 3 m erreichen. Leider find die meiſten Grabhügel in früheren Zeiten ausgeraubt worden und beſitzen heute auf ihrer Kuppe eine Vertiefung, die vom Eintreiben des Schachtes herrührt.

Die Anlage von Grabhügeln iſt ſchon in der älteren Bronzezeit üblich geweſen. Weitaus die meiſten Hügel unſeres Kreiſes gehören jedoch nach Ausweis der Funde der jüngeren Bronzezeit(Periode IV und Van und ſchließen mit dem Ende dieſer Zeitperiode ab. Ihr Baumaterial ſind meiſt regellos aufeinandergeſchichtete Feldſteine mit wenig Erde dazwiſchen; zu ebener Erde im Hügel häufig nicht genau in der Mitte liegt eine kleinere Grabkammer aus Steinplatten oder größeren Blöcken, die die Urne mit der Knochenaſche des Toten ſowie mehrere Beigefäße enthält. Nachbeſtattungen an bereits vorhandenen Hügeln konnten oft beobachtet werden. Als Beigaben finden ſich Nadeln, Pinzetten, Meſſer(Friedenfelde), Lanzenſpitzen und auch Fibeln aus Bronze. Bemerkenswert find vierſpeichige Tonräder wahrſcheinlich von einem Kult­wagen aus den Hügeln von Friedenfelde.

Die Ton ware der jüngeren Bronzezeit erinnert in Form und Verzierung außerordentlich an die der, Lau­ ſitzer Kultur , jenes großen indogermaniſchen Bauernvolkes der Illyrer, deſſen Nordgrenze zu dieſer Zeit quer durch den Kreis Angermünde verläuft, und welches in ſtändigem Kampfe mit ſeinem nördlichen Nach­barvolk, den Germanen, ſtand. Dieſe Kultur hat bereits in der mittleren Bronzezeit eine außerordentlich hochſtehende Töpferkunſt entwickelt, die die Keramik aller Nachbarkulturen mehr oder weniger beeinflußt hat, wogegen wieder die germaniſche Bronzetechnik der illyriſchen bei weitem überlegen war.

Über Siedlungsweiſe und Wohnbau der Germanen iſt aus dem Kreiſe Templin bisher nichts bekannt, da Wohnplätze noch nicht ſyſtematiſch unterſucht worden ſind. Die Häuſer waren wohl ähnlich den jungſtein­zeitlichen: zweiräumige Pfoſtenhäuſer mit einer offenen Vorhalle und einem Herd aus Feldſteinen.