Vor- und frühgeſchichtlicher Überblick Von Karl H. Marſchalleck
Wie die weitaus größten Teile Norddeutſchlands verdankt auch das Gebiet des Kreiſes Templin Bildung und Oberflächengeſtaltung der letzten Eiszeit. Vor vielen tauſenden von Jahren waren die Gletſcher Skandinaviens in mehrmaligem Wechſel nach Süden vorgerückt und hatten bei ihrem letzten Vorſtoß durch Aufſchüttung und Ablagerung von Sand⸗ und Geſteinsmaſſen die Form der heutigen Landſchaft gebildet. 3Zwei Stillſtandsperioden des Eiſes haben im Kreisgebiet ihre gewaltigen Spuren hinterlaſſen und zwei Endmoränen gebildet, die den Kreis in Richtung von Nordweſten nach Südoſten durchziehen. Die bedeutendere ſüdliche Endmoräne tritt bei Thomsdorf und Roſenow in das Kreisgebiet und verläuft in einem nach Norden offenen Bogen über Templin , Milmersdorf und Alt Temmen an die öſtliche Kreisgrenze. Ein zweiter, nördlicher Endmoränenzug, der ſogenannte Boitzenburger Bogen, beginnt ſüdlich von Fürſten werder , endet bei Fergitz und Suckow am oberen Uckerſee und fällt in ſeinem Verlauf ungefähr mit der Kreisgrenze zuſammen. Dieſen Höhenzügen ſüdlich vorgelagert ſind große unfruchtbare Sanderflächen, die aus unterhalb des Eisrandes aufgeſchwemmten Kies- und Sandablagerungen beſtehen. Über die Hälfte des Kreisgebietes liegt auf der Sanderfläche der Templiner Endmoräne und ſchließt den nordweſtlichen Teil der Schorfheide ſowie die Forſten von Lychen ein. Der bei weitem kleinere Boitzenburger Sander wird durch das Boitzenburger Waldgebiet und den Stadtforſt von Prenzlau in der Landſchaft gekennzeichnet. Im Gegenſatz zu den Nachbarkreiſen hat das Templiner Kreisgebiet nur wenige Grundmoränen aufzuweiſen, wellige, mit Geſchiebemergel bedeckte und daher ſehr fruchtbare Flächen, die ſich unter dem Eiſe gebildet haben. Solche Flächen ſind nur in geringem Umfange im Kreiſe vorhanden, hauptſächlich weſtlich der Havel bei Zehdenick und an der nördlichen Kreisgrenze, ſo daß das Gebiet im ganzen niemals beſonders günſtige Bedingungen für eine menſchliche Beſiedlung geboten hat.
Die Nacheiszeit und das erſte Auftreten des Menſchen
Daß wir in den warmen Zwiſcheneiszeiten mit einer vorübergehenden Anweſenheit altſtein zeitlicher Jäger und Sammler zu rechnen haben, dürfte wie für ganz Norddeutſchland auch für unſer Kreisgebiet ſicher ſein. Doch hat die grundlegende Umgeſtaltung der Landſchaft in der letzten Vereiſung alle dieſe Spuren verwiſcht. Erſt aus der Nacheiszeit kennen wir in der Uckermark ſichere Siedlungsreſte des Steinzeitmenſchen und können an verſchiedenen Stellen ſeine Wohnplätze genauer feſtlegen.
Nachdem die Eismaſſen vor etwa 20 ooo bis 30 ooo Jahren allmählich abgeſchmolzen waren und ſich auf ihr ſkandinaviſches Heimatgebiet zurückgezogen hatten, blieb eine von kalten Winden durchwehte Tundrenlandſchaft zurück, in der zahlloſe Renntierherden den Jägern der mittleren Steinzeit Lebensmöglichkeiten boten. Langſam war zuſammen mit der Tierwelt, ſeiner hauptſächlichſten Nahrungsquelle, der Menſch in die eisfrei gewordenen Gebiete nachgerückt und hatte ſeine wechſelnden Wohnplätze an günſtig gelegenen Stellen der Landſchaft aufgeſchlagen. Die Kultur des Menſchen der mittleren Steinzeit war die eines Jägers und Sammlers, dem die Errungenſchaften der ſpäteren Zeit, Ackerbau und Viehzucht, völlig unbekannt waren, während die Töpferkunſt noch in den erſten Anfängen ſtand. Kenntlich find feine Wohnplätze heute vor allem durch Stellen, an denen bearbeitete und unbearbeitete Stücke von Feuerſtein in großer Menge herumliegen und die auch größtenteils noch in der jüngeren Steinzeit benutzt worden ſind. Solche „Feuerſteinſchlagſtätten kennen wir auf den„Dachsbergen“ bei Mildenberg(etzt durch Ziegeleien zerſtört), an der Havel nordöſtlich von Burgwall, am Templiner See und am Lanken⸗-See bei Hammelſpring . Des ſonders ergiebig hat ſich die Fundſtelle bei Mildenberg erwieſen, auf welcher die Feuerſteingeräte und Abfallſtücke ſtellenweiſe wie geſät lagen. Als typiſch mittelſteinzeitliche Formen find hier querſchneidige Pfeilſpitzen und Stielſpitzen zu nennen.
Die zunehmende Erwärmung im Verlaufe der Nacheis zeit brachte neben dem Klimawechſel auch eine Veränderung der Tier⸗ und Pflanzenwelt mit ſich. Das Renntier wich, dem Eisrande folgend, mehr und mehr
2.
—
6