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Bd. 3, Teil 2 (1937) Die Kunstdenkmäler des Kreises Templin / bearb. von Heinrich Jerchel. Vorarb. von Paul Eichholz ...
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Geſchichtlich⸗kunſtgeſehichtlicher Überblick Von Heinrich Jerchel

Der Kreis Templin hatte bei der Volkszählung im Jahre 1933 insgeſamt 55928 Einwohner, die ſich auf 3 Stadt⸗ und 82 Landgemeinden ſowie auf 3 Gutsbezirke verteilten. Sein Flächeninhalt beträgt 143 588 ha. Als Verwaltungseinheit beſteht er erſt ſeit dem Jahre 1816. Damals iſt für feinen Landrat der edel geformte Siegelring geſchaffen worden, der ſich noch heute im Landratsamt befindet. Erſt im Jahre 1936 hat der Kreis ein Wappen erhalten mit dem roten märkiſchen Adler, dem Wiſentkopf, zum Zeichen, daß in großen Gebieten des Kreiſes edles Wild gehegt wird, und der, Wüſten Kirche, die uns zu den Dingen führt, die der vorliegende Band behandelt.

Im Norden und Nordweſten grenzt der Kreis an Mecklenburg , im Oſten und Südoſten an die Kreiſe Prenzlau und Angermünde , mit denen er ſeit altersher zum uckermärkiſchen Verwaltungsbezirk gehört. Im Süden grenzt er an den Kreis Niederbarnim, im Südweſten an den Kreis Ruppin. Im nördlichen der zwei Weſt­zipfel liegt die Stadt Lychen , im ſüdlichen die Stadt Zehdenick . Zwiſchen beide ſchiebt ſich ein Stück mecklen­burgiſches Land. Die Stadt Templin liegt etwa in der Mitte des Kreiſes, der Nordoſtteil hat feinen Schwer: punkt in Boitzenburg, der Südoſtteil in dem ehemaligen Städtchen Gerswalde .

Landſchaftlich zeichnet ſich der Kreis durch ſeine reiche Bewaldung und ſeine vielen Seen aus. Die Havel durchfließt den Südweſten, weitere große Flußläufe fehlen, doch ſind viele der Seen durch Kanäle verbunden, die den Städten Templin und Lychen den Waſſerweg zur Havel ermöglichen. Zwei Höhenzüge ſcheiden das Gebiet von Zehdenick , Lychen und Templin von dem Oſtteil des Kreiſes und bilden gleichzeitig die Waſſer ſcheide vom Stromgebiet der Elbe und dem der Oder.

Die Rückeroberung des Kreisgebietes für das Deutſchtum geſchah unter den Askaniern, vor allem unter den Markgrafen Johann J. und Otto III. (1220 266/367). 1248 wurde Lychen gegründet, Zehdenick wird 1211 zum erſtenmal genannt und 1281 als Stadt erwähnt. Von Templin hören wir zuerſt im Jahre 1270. Über die Dörfer find uns leider keine Gründungsurkunden bekannt. Eine Reihe von Befeſtigungen ſicherte das Land, die wohl auch gleichzeitig die erſte Grenze der deutſchen Eroberung bezeichnen; von ihnen haben ſich noch in der Burg von Gerswalde und dem Wallberg von Groß Fredenwalde Reſte erhalten. Dieſe beiden Orte find mit den Dörfern Thomsdorf, Mittenwalde und Ringenwalde die vorgeſchobenſten Plätze der ehemaligen Diözeſe Brandenburg . Der öſtliche Teil des Kreiſes gehörte zur Diözeſe Cammin. Die Gründung des Ziſterzienſer⸗Nonnenkloſters Zehdenick erfolgte wahrſcheinlich um 1250. Es folgte 1269 das Kloſter Marienpforte , das vor 1281 mit dem Kloſter Boitzenburg vereinigt wurde und 1295 als Ziſterzienſerinnenkloſter bezeichnet wird. Als drittes Kloſter des Kreiſes wurde 1299 von Lehnin aus das Ziſterzienſerkloſter Himmelpfort gegründet. Dieſe Klöſter erhielten bald die Einnahmen aus einer ganzen Reihe von Dörfern, wofür ſie die Betreuung der dortigen Kirchen zu übernehmen hatten. Urkundliches darüber iſt ſchon 1271 überliefert. Es iſt ſomit nahezu ſicher, daß die nach dem Baubefund im 13. Jahr­hundert errichteten Kirchen dieſer Dörfer bereits vor 1271 beſtanden haben.

Im Jahre 1320 ſtarben die Askanier aus, und unter ihren Nachfolgern aus dem bayriſchen und luxem burgiſchen Herrſcherhaus gab es viele Grenzſtreitigkeiten mit Mecklenburg und Pommern , unter denen der Kreis Templin beſonders zu leiden hatte. Nachdem 1373 Kaiſer Karl IV. die Mark erworben hatte, ließ er durch ſein Landbuch eine Beſtandsaufnahme der noch vorhandenen markgräflichen Rechte und Ab­gaben vornehmen. Dieſes Landbuch(vom Jahre 1379 iſt für viele Orte die älteſte Geſchichtsquelle und ſiedlungsgeſchichtlich ſowie beſitzſtatiſtiſch von beſonderer Bedeutung.

Nach dem Tode Karls IV.(1378) begannen neue Streitigkeiten zwiſchen Pommern und Mecklenburg um das Kreisgebiet. Burggraf Friedrich I. von Hohenzollern , der 1415 mit der Mark belehnt wurde, konnte erſt nach vielen Kämpfen durch den Sieg von Angermünde 1420 und den Frieden von Eberswalde und Templin 1427 die Uckermark und damit auch das Templiner Kreisgebiet für Brandenburg ſichern.

Die Stände wurden im 15. und 16. Jahrhundert immer mächtiger, denn ſie waren meiſt die Geldgeber des Landesherrn, und ihnen mußte er oftmals ſeinen Beſitz verpfänden. Die nach der Reformation um das

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