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62 Boitzenburg
vier Elemente. Beſonders am Kamin viel Knorpelornamente. Die Reliefs find ſehr frei, einzelne Teile ganz aus dem Grunde herausgelöſt. Das ebenfalls in Stuck gefertigte Arnimwappen mit den Buchſtaben H. G. v. A. und F. M. erlaubt die Annahme, daß der Raum auf Veranlaſſung des 1641 verſtorbenen Feldmarſchalls Hans George ausgeſchmückt wurde. Unter den wenigen in der Mark erhaltenen Stukkaturen dieſer Zeit gehören die Boitzenburger zu den Beſten. Die Raumgröße iſt etwa 7,50: 4,50 Meter. Die flache Decke eines Raumes im zweiten Stock hat noch alten Stuck(18. Ih); am Kamin das Arnim'ſche Wappen in Ver: bindung mit einem farbloſen Schild, darauf ein ſchräglinks geſtelltes Sägeblatt(5).
Ausſtattung: Von dem urſprünglichen Beſtand iſt, mit Ausnahme zahlreicher Archivalien, über die jedoch kein Repertorium vorhanden iſt, kaum noch etwas erhalten. Von beſonderer Bedeutung iſt eine Reihe Anſichten von Boitzenburg aus dem 18. Ihn, darunter vier Olbilder auf Leinwand(66,5: 24 em) und mehrere Bau⸗ und Entwurfszeichnungen, insbeſondere für den Park und den von K. G. Langhans entworfenen Tempel.
Park
Ein gezeichneter farbiger Plan von C. G. Jampert von 1762(im Schloßarchiv) und der geſtochene von 1780 zeigen die regelmäßig ausgerichteten Wege und durch Zierbeete geſchmückten Flächen der barocken Anlage. Heute im engliſchen Gartenſtil. Im weſentlichen angelegt von Peter Joſeph Lenné (1789— 866, deſſen ſignierter, mit Bleiſtift gezeichneter Plan von 1838 ſich im Schloßarchiv erhalten hat(Maßſtab 1: 400, Format 37:39 em). Ein weiterer Plan für die Geſtaltung der Umgebung von 1827 in der Plankammer der Verwaltung der Schlöſſer und Gärten, Berlin .
„Lenne diente, nach feinem eigenen Ausſpruch, einer Kunſt, welche die Natur als ihr einziges Vorbild anerkannte. Da feine Pflanzungen mit der vorhandenen Landſchaft heute eine unlösbare harmoniſche Einheit bilden, wird nur zu leicht uͤberſehen, was dieſer Meiſter, und mit ihm ſeine Kunſtgenoſſen Sckell und Fuͤrſt Puͤckler , geleiſtet haben, um von der Natur ſtiefmuͤtterlich behandelten Gelaͤnden erſt durch Anpflanzung von Baum und Strauch einen geiſtigen Gehalt zu geben. Es iſt bezeichnend fuͤr Lennes Kunſt, daß ſein Geſtaltungswille ſich niemals an eine Raumgrenze band. So war auch in Boitzenburg ſeine Wirkſamkeit keineswegs auf den eigentlichen Schloßpark beſchraͤnkt, ſondern zog die naͤhere und weitere Umgebung mit Waͤldern, Ackern und Wieſen in die geplante Geſtaltung hinein, wie das aͤhnlich bei feinen Landſchaftsſchoͤpfungen in Schwerin , Ludwigsluſt und Remplin der Fall war. Lenne wie auch Sckell und Puͤckler waren die großen Landſchaftsgeſtaltungen der Englaͤnder bekannt. Trotzdem iſt Lenne bei den engliſchen Vorbildern, die nur für die klimatiſchen und ſonſtigen Gegebenheiten Eng: lands Gültigkeit hatten, nicht ſtehengeblieben, ſondern hat feinen eigenen deutſchen Landſchaftsſtil entwickelt.“ (Vorſtehende Ausfuͤhrungen ſtammen von Gerhard Hinz, deſſen Buch uͤber die Berliner und Potsdamer Schoͤpfungen P. J. Lennes 1937 erſcheint und der weitere Arbeiten über Lennes Park- und Landſchaftsgeſtaltungen in ganz Deutſchland vorbereitet).
Gartenhäuschen In klaſſiziſtiſchen Formen mit flachem Giebeldach und der Aufſchrift F. W. G. A. F. A. G. A. g. v. C. 1799“.
Tempelchen
Zum Gedächtnis an den Finanzminiſter Fr. W. v. Arnim(geſt. 1801), in Form eines antikiſierenden, vorn offenen Baues mit Halbkreistonne. Die ſehr ſorgfältigen, farbig angelegten Entwürfe dafür, von Langhans ſigniert, im Schloßarchiv erhalten, ebenſo die Rechnungen über die Ausmalung von Jahre 1804. Unter dem Traufgeſims ein Stück Fries mit Akanthusblattwerk und Eierſtab. Auf jeder Seite inmitten des Frieſes ein Relief, an der Vor⸗ und Rückwand ein trauernder Jüngling, an den Seiten zwei geflügelte weibliche Genien, die ein Monument bekränzen. Im Innern die Figur einer trauernden Frau aus weißem Marmor, faſt lebens: groß. Sie ſitzt geſtützt auf eine Urne und trägt einen Kranz in der Hand, an ihrer Seite ein Hund. Aus ſtiliſtiſchen Gründen von Schadow oder aus deſſen Umkreis(eine kleinere Ausführung der gleichen Figur in der Schloßbibliothek). Auf dem Sockel in Fraktur die Gedächtnisinſchrift.
kloſter Die bisherige Anſicht, daß das Kloſter Marienpforte mit dem Kloſter B. identiſch ſei, iſt in juͤngſter Zeit erſchuͤttert worden(vgl. FBPG. 45, 1933 S. 199. Es ſoll ſich vielmehr um zwei verſchiedene Gründungen han—