Teil eines Werkes 
Bd. 6, Teil 1, Beih. (1920) Die vor- und frühgeschichtlichen Denkmäler des Kreises Lebus / unter der Schriftl. des Erich Blunck bearb. von Alfred Götze
Entstehung
Seite
XI
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Einleitung. XI

gebende Ausführung wir an den alten Bronzen bewundern. Entweder kannten die alten Bronzegießer ein verloren gegangenes Verfahren zur unmittelbaren Benutzung der Steinformen in Frage kommt ſtarke Erhitzung der Form, eine gewiſſe Abkühlung der geſchmolzenen Maſſe beim Gießen, Aufſtoßen der Form im Augenblick des Ein: gießens, eine Schutzhaut aus Ruß, Lehm oder dgl. oder aber die Steinformen dienten zur Herſtellung von Wachsmodellen, die dann in der verlorenen Form (Lehmform) in Bronze übertragen wurden. Daß in vorgeſchichtlicher Zeit tat ſächlich mit ſolchen Vorformen gearbeitet wurde, läßt ſich an zahlreichen Beiſpielen nachweiſen.

Andere auf eine Bronzegießerei hinweiſende Funde kamen bei Seelow zutage: Gußkuchen aus Kupfer, zerbrochene Bronzeſicheln und anderes zum Einſchmelzen beſtimmtes Altmaterial.

Ein unſcheinbares Bronzeringchen aus den Gräbern in der Luiſenſtraße in Frankfurt gehört einer Klaſſe von Ringen an, die in einer eigenartig konſtruierten vierteiligen Form gegoſſen find.)

Überreſte bronzezeitlicher Anfiedelungen find im Kreiſe ſchon öfter beobachtet, aber noch nicht planmäßig unterſucht worden.

Von den Burgwällen des Kreiſes wird derjenige von Loſſow der jüngeren Bronzezeit zugeſchrieben, jedoch iſt dieſe Zeitbeſtimmung durchaus nicht geſichert. Ebenſo wurden auf dem Burgwalle von Wilmersdorf außer zahlreichen ſlaviſchen Scherben ſolche vom Aurither Typus gefunden; aber auch hier iſt die Erbauungszeit noch nicht feſtgeſtellt worden, und es iſt immerhin möglich, daß die Aurither Scherben ſchon in dem Sand enthalten waren, aus dem der Wall aufgeſchüttet wurde.

Um 800 vor Chr. wird die Bronzezeit durch die Eiſenzeil abgelöſt, deren älleſter Abſchnilt durch den Göritzer Gefäßtypus gekennzeichnet wird. Seit der erſten Beſchreibung dieſes wichtigen keramiſchen Stils vor mehr als 20 Jahren?) hat ſich das Fundmaterial ſo vermehrt, daß ganz neue Grundlagen für ſeine Beurteilung gewonnen wurden. Aber auch die ſpätere Bearbeitung durch Voß?) wird ihm in weſentlichen Dingen nicht gerecht. Eine auf die wichtigſten Punkte beſchränkte Dar­ſtellung iſt hier umſomehr am Platz, als gerade der Kreis Lebus und die öſtlich und nördlich benachbarten Landſtriche ſein Hauptverbreitungsgebiet ſind und die Vor­arbeiten für dieſes Heft zu neuen Anſchauungen geführt haben.

Der Göritzer Typus galt bisher als ein einheitlicher keramiſcher Stil, aber mit Unrecht. Es laſſen ſich zwei Stilarten deutlich unterſcheiden, die ſich nach den Gefäßformen, nach der Verzierungsweiſe, nach Herkunft und Beziehungen zu anderen Kulturkreiſen ganz verſchieden verhalten. Die folgende Darſtellung beſchränkt ſich auf die hauptſächlichſten Leitformen mit Auslaſſung des Nebenſächlichen und der Miſchformen.

h A. Götze, Die Technik gegoſſener Bronzeketten. Montelius⸗Feſtſchrift , Stockholm 1913, Derſelbe, Die Kunſtfertigkeit vorgeſchichtlicher Bronzegießer. Die Saalburg Nr. 32 33, 1914,

I Götze, Neumark S. 25.

3) ZEthn 1903, S. 161.

S. 520.