werden wird, wenden vielfach den Blick rückwärts auf das Zeitalter der Kirchenverbeſſerung, in welchem jene großen und ſchweren Tage gelebt wurden, deren Andenken und Feier wir jetzt mit freudigen Dankgebeten begehen. Große und ſchwere Tage waren es: denn uͤberall, wo das Reich des Geiſtes mit dem Reiche des Fleiſches zuſammenſtoͤßt, wo die ſichtbare Welt mit der unſichtbaren in Kampf geraͤth, entſteht ein furchtbares und grimmiges Streiten um den Preis des Sieges, und gleichwie im Todeskampfe Leib und Seele mit eins ander ringen, fo werden hier alle Seelen⸗ und Köͤrperkraͤfte der Menſchen aufgeregt, und zur Theilnahme an dem großen Streite über geiſtiges Leben und geiſtigen Tod hingedraͤngt. Wenn aber die Erinnerung und der Ruͤckblick auf ſolche Bewegungen ſchon etwas Erhebendes und Begeiſterndes auch fuͤr diejenigen Zeiten hatte, welche gar nicht ſo unmittelbar von dem Gegenſtande des großen Kampfes berührt und er griffen wurden, ſondern auf ihn mehr wie auf ein blos merkwuͤrdiges Ereigniß der Weltgeſchichte hinblickten, fo hat für uns das Reformationszeitalter die beſondre Bedeutung, daß wir uns in einem aͤhnlichen Zuſtande der Aufregung, der Begeiſterung und des Kampfes befinden, daß wir, wenn auch in etwas anderer Weiſe, und um anderer aͤußerer Zwecke willen, von demſelben Grunde geleitet, zu demſelben Ziele fortſtreben. Auch unſerm Zeitalter ging ein Jahrhundert voran, in welchem das heilige geiſtige Feuer des Evangeliums faſt erloſchen war, in welchem eine inhaltsloſe, ober flaͤchliche Verſtandes⸗-Theologie und Philoſophie, ein todter
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Geschichte der Reformation in der Mark Brandenburg / Adolph Müller
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