Druckschrift 
Geschichte der Reformation in der Mark Brandenburg / Adolph Müller
Entstehung
Seite
27
Einzelbild herunterladen

Praͤlaten zeichneten ſich nach der Sitte der Zeit in der Fuͤhrung des Schwertes aus, wozu oft Rachgier und Raubſucht der An­laß bot. Ein Zeitgenoſſe ſagt: Wenn man Boͤſes hoͤrte, oder, daß Krieg iſt, und man fragt, wer thut dieß? ſo heißt es: der Biſchof, der Probſt, der Dechant, der Pfaffe. Als in einem Kriege gegen Stoͤrer des Landfriedens der Kaiſer einen Biſchof zum Gefangenen machte, der Papſt aber die Freilaſſung dieſes Sohnes der Kirche forderte, ſchickte ihm der Kaiſer die Kleider des kriegsgefangenen Biſchofs mit den Worten zu: Dieſes habe ich unter den Raͤubern gefunden, ſiehe zu, ob es deines Sohnes Rock ſei. Unkunde des Geiſtes und der Lehre des Chriſtenthums war die Folge ſolches weltlichen Treibens. Fragten zur Zeit der Reformation fromme Katholiken die Biſchoͤfe, warum fie das Volk nicht in Predigten vom rechten Kirchenglauben unterrichte ten, ſo antworteten ſie, daß es ihnen dazu an Bibelkenntniß und an Zeit mangele. Ein Biſchof, der in einer Herberge das neue Teſtament fand, und die Worte las:So halten wir nun, daß der Menſch gerecht werde ohne des Geſetzes Werk, allein durch den Glauben, rief unwillig aus:Siehe da, Paule, biſt du auch lutherſch geworden? Die Geſchichte der maͤrkiſchen Bi ſchoͤfe zeigt auch das Vorwalten hierarchiſcher Principien, aber das Leben der Einzelnen iſt einfacher und geregelter, als das vieler Paͤpſte und italiaͤniſcher Praͤlaten. Luxus, Ueppigkeit und Schwelgerei fanden in der Mark nicht die Mittel vor, welche der Suͤden dazu darbietet. Es waren drei Bisthuͤmer: Bran denburg und Havelberg zu Magdeburg und Lebus) zu Gneſen gehoͤrig, doch war die Abhaͤngigkeit geringe. Die Bi ſchoͤfe hatten ihre Wohnſitze nicht in den Staͤdten, in welchen ihre Stiftskirchen lagen, ſondern reſidirten, groͤßerer Annehmlichkeit wegen, der Biſchof von Brandenburg in Zieſar, der Biſchof von Havelberg in Wittſtock, und der Biſchof von Lebus in Fuͤrſten walde. Außerdem erſtreckten ſich die Diöceſen benachbarter Bi ſchoͤfe noch bis in die Grenzen der Mark. So gehoͤrte die Alt mark theils zum Sprengel des Biſchofs von Verden, theils zum

Lebus gegründet 965 vom erſten chriſtlichen Könige der Polen Mie cislaus.