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Geschichte der Reformation in der Mark Brandenburg / Adolph Müller
Entstehung
Seite
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Papſte zu. Die Provinzialſynoden ſtanden unter feinem Eins fluß und erhielten erſt durch feine Beſtaͤtigung Geltung.

Die Geſammtheit der Biſchoͤfe hatte ihre urſpruͤngliche Stel lung gleich ihrem Oberhaupte verlaſſen. Die Verbreitung des Evangeliums unter heidniſchen Völkern, das wuͤrdige Voranſchrei ten in Lehre und Leben zur Bildung des geringern Geiſtlichen, der geſegnete Einfluß auf die Entwicklung der Volker im Allge meinen, dieſes in früherer Zeit von fo vielen heiligen Männern dieſes Standes angeſtrebte Ziel, war großentheils aus den Augen verloren. Wie der Papſt mittelſt der geiſtlichen Macht eine welt liche uſurpirt hatte, fo die Biſchoͤfe. Wie fie als Vaſallen des Papſtes deſſen Befehlen gehorchen mußten, ſo die niedrige Geiſt lichkeit den ihrigen. Despotiſchen Fuͤrſten gleich, war der Haupt zweck ihres Leben die Erweiterung ihrer Macht und die Errei— chung weltlicher Intereſſen. Mehr noch als der Adel betrachte ten ſich die Praͤlaten des vierzehnten und funfzehnten Jahrhun derts als Glieder eines bevorrechteten Standes, dem der Laie mit Leib, Ehre und Gut zu dienen haͤtte. Als Kaiſer Otto's J. Bruder Erzbiſchof von Coͤln ward, pries die Welt ſeine Demuth, daß er ein ſo niedriges Amt annahm. Zur Zeit der Reformation ſtrebten die Söhne der mäͤchtigſten Fuͤrſten nach geiſtlichen Wuͤr den, aber die Welt pries fie nicht, denn dieſe geiſtlichen Würden verliehen Macht, Ehre und Reichthum, gleich weltlichen Thronen, und noͤthigten zu keinem beſchraͤnkteren Leben als das der Fuͤr ſten war. Oft mit mehr als einer Pfruͤnde bekleidet, kamen die hohen Praͤlaten nur bei außerordentlichen Veranlaſſungen in die Kirche, und lebten in ihren wohlerwaͤhlten Reſidenzen, mit Jagd, Kampfſpielen und andern Luſtbarkeiten beſchaͤftigt. Graf Pico della Mirandola ſagt in einer Rede uͤber die Reformation der Sitten, daß die meiſten Praͤlaten, die das Licht der Welt ſeien, die Voͤlker durch ihre Lehre erleuchten und durch ihre Gottſelig keit erbauen ſollen, weder Religion, noch Schaam und Beſchei denheit haͤtten, daß die Froͤmmigkeit in Aberglauben verkehrt, die Kirche unwuͤrdigen Arbeitern uͤberlaſſen, und die heiligſten Ge genſtaͤnde Handelsartikel ſeien). Die Tuͤchtigſten unter den

» Histoire de l'eglise par Henry, L. 125. p. 419