des Geſchuͤtzes, deſſen Behandlung damals noch große Geſchick— lichkeit und ſelbſt theoretiſche Kenntniſſe erforderte. Aber die Ortsgeiſtlichen ſpielten auch in Stadt- und Landſchenken den Bürgern und Bauern zum Tanze auf). Uebrigens hatte es we— nig Schwierigkeiten, eine Pfruͤnde oder eine Anſtellung in einem kirchlichen Amte zu erlangen. Fuͤr die Landesfuͤrſten, die Bi— ſchoͤfe und den Adel auf feinen Guͤtern gab es faſt kein andres Mittel, Perſonen, die ihnen große Dienſte geleiſtet hatten, zu bes lohnen, als indem fie ihnen Pfruͤnden, Altarlehen und Kirchen guͤter jeder Art unter irgend einem Titel unmittelbar zuwieſen oder durch Fuͤrſprache zu verſchaffen ſuchten. Aber wenn ſolche Ruͤckſichten auch nicht obwalteten, waren es doch mehr aͤußere Bedingungen, die zu den Kirchenaͤmtern verhalfen. In Salz— wedel wurden die Pfarren förmlich feilgeboten, und wer durch ſechs Zeugen beweiſen konnte, daß er zum Predigtamte tuͤchtig ſei, ward ohne Weiteres ordinirt). Das Hauptgeſchaͤft der niedern Geiſtlichkeit beſtand darin, fuͤr Verſtorbene Seelenmeſſen zu leſen d. h. die Abendmahlsfeier zu halten, ohne daß Commu— nicanten gegenwärtig waren, blos für Verſtorbene. Denn jeder Chriſt, der ſich fuͤr Eltern, Verwandte oder Freunde das Gefuͤhl der Pietaͤt bewahrt hatte, hielt für feine heiligſte Pflicht, fo viele Meſſen fuͤr deſſen Seele leſen zu laſſen, als es ſeine Vermoͤgens— umſtaͤnde zuließen. Durch die in der Meſſe begangene Opferung des Leibes Chriſti und durch die Fuͤrbitten bei den Heiligen glaub— ten ſie die Verſtorbenen ſchneller von der Strafe des Fegefeuers frei zu machen und ehr zu der himmliſchen Freude einzufuͤhren. Zu ſolchem Amte aber bedurfte es keiner Frömmigkeit, keines innern Berufs, keiner wiſſenſchaftlichen Ausbildung, ſondern jeder, der Gedaͤchtniß genug hatte, um eine lateiniſche Meſſe auswen— dig zu lernen, ſelbſt wenn er ſie nicht leſen konnte, war dazu tauglich. Ueberhaupt war die Unwiſſenheit und zwar nicht nur bei den Meßprieſtern und andern niedern Klerikern, bei denen es faſt in der Ordnung war, daß ſie weder leſen noch ſchreiben
) Möhſen, Geſchichte der Wiſſenſchaften in der Mark Brandenburg, Th. 2. S. 126 und 341. **) Pohlmann, Geſchichte von Salzwedel, S. 123