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Geschichte der Reformation in der Mark Brandenburg / Adolph Müller
Entstehung
Seite
90
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Zuſtandes in der Mark herbeizufuͤhren, jenen erſten Weg wähl ten und eifrig verfolgten, ward, wie fuͤr den Gang der Refor mation im Allgemeinen, ſo beſonders fuͤr die Ausbildung des maͤrkiſchen Volks von größter Wichtigkeit. Bei einer Darſtellung der Kirchenreformation gilt es daher, zuvoͤrderſt darzuthun, wie gerade der Gang des Lebens und die Art der Bildung des Fuͤr ſten aus jenem Geſchlechte, unter deſſen Regierung das Licht des reinen, lebendigen Glaubens im noͤrdlichen Deutſchlande her vorbrach, ſein Verhalten zu dieſer Erſcheinung und den Einfluß derſelben auf ſein Volk bedingte. Johann Cicero, der vierte Regent der Mark aus dem Hauſe Hohenzollern, war im Jahre 1499 geſtorben und hatte zwei noch unmuͤndige Söhne, Joa chim und Albrecht hinterlaſſen. Joachim J. ſollte, als der aͤltere, als Kurfuͤrſt in der Regierung folgen, konnte aber, erſt funfzehn Jahr alt, nach den Reichsgeſetzen die Herrſchaft noch nicht ſelbſt uͤbernehmen, und ſein Vater hatte deshalb den Markgrafen Friedrich in Franken, ſeinen Bruder, im Teſtamente zum Vor mund Joachims ernannt. Allein jener lehnte die vormundſchaft liche Regierung über Brandenburg mit der Erklärung ab, daß ſein Neffe die noͤthige Tuͤchtigkeit an Kenntniſſen und Einſicht beſaͤße, und fo ergriff dieſer die Zügel der Herrſchaft ſogleich mit eigner ſtarker Hand. Von dem gelehrten und dem paͤpſtli chen Kirchenthume ganz ergebenen Dietrich von Buͤlow, Biſchof von Lebus, ſo wie von ſeinem Vater, hatte er eine gute, haupt ſaͤchlich auf intellectuelle Ausbildung gerichtete Erziehung genoſſen, was auch folgender Brief des Letztern bezeugt: Herzlich geliebter Prinz!

Ich habe niemal gezweifelt, daß Ihr in Eures Vaters Fuß tapfen treten, und ſowohl Euch ſelber, als die Euch nach mei nem Tode gebuͤhrenden Lande wohl regieren koͤnntet, weil Ihr bereits hierzu einen gluͤcklichen Grund gelegt. Doch habe ich noͤthig zu ſein erachtet, aus bruͤnſtiger Liebe zu Euch und mei nen Unterthanen, eine treulich gut meynende vaͤterliche Ermah nung zu hinterlaſſen, damit Ihr deſto weniger fallen, oder von boͤſen ungetreuen Raͤthen Euch verleiten laſſen moͤget. Zwar die Erinnerungen ſind jedermann leicht, aber die Vollziehung derſel ben iſt ſchwer. Doch hoffe ich, liebſter Prinz! es werde Euch