meine Lehre, weil fie von einem liebreichen Vater herruͤhrt, und die letzte iſt, die Ihr von mir hoͤren werdet, auch angenehm ſein. Kluge Fuͤrſten ſehen allezeit auf ihrer werthen Kinder und Laͤnder Wohlfahrt: doch ſind ſie alsdann am ſorgfaͤltigſten, wann ſie aus dieſem Leben abſcheiden, und das, was ihnen lieb gewe— fen, andern übergeben ſollen. Ich will nichts vor Euch geheim halten, ſondern Alles in Euren Schooß ausſchuͤtten; Ihr aber werdet es gebuͤhrend aufnehmen, und meine letzten Abſchieds— worte in feſter Gedaͤchtniß halten.
Vor allem ſtellet Euch mein gefuͤhrtes Leben zu einem Exem— pel der Nachfolge dar. Denn ich habe mich auch bemuͤhet, mein ganzes Leben hindurch meinem Vater, dem glorwuͤrdigen Chur— fuͤrſten Albrecht zu folgen. Ich habe alle meine Rathſchlaͤge zum Nutzen meiner Unterthanen gerichtet, und darf das ganze Land, auch alle meine Diener zu Zeugen rufen, daß ich mich nicht als einen Regenten, ſondern als einen Vater gegen fie er; wieſen. Ihr ſelbſt, mein Prinz! werdet Euch erinnern, wohin meine Handlungen und alle meine Gedanken abgezielet. Darum dann tretet in Eures Vaters und Großvaters loͤbliche Fußtapfen.
Es ſtehen viele in dem Wahne, man erweiſe ſich alsdann erſt recht fuͤrſtlich, wenn man die Unterthanen beſchweret, und durch gewaltſame Zwangsmittel ihr Vermögen erſchoͤpft. Her— nach praſſet man luſtig, und beflecket die ererbte Hoheit mit ſchaͤndlichen Luͤſten. Man fuͤhret wohl koͤnigliche Pracht, und wickelt ſich in verderbliche Kriege. Hierdurch aber werden die vaͤterlichen Reichthuͤmer verſchwendet, man verliert die Liebe und das Vertrauen der Unterthanen, und man fuͤhret nicht mehr das ſuͤße Amt eines lieben Vaters, ſondern eines fuͤrchterlichen Tyrannens. Ich kann nicht begreifen, was ein ſolcher Fuͤrſt fuͤr Ehre habe, und kann mich Niemand bereden, daß er in Sicherheit ſeye. Es iſt ſchlechte Ehre uͤber arme Bettler zu herrſchen, hingegen ſehr ruhmwuͤrdig, wenn man Reichen und Wohlbeguͤterten befehlen kann. Darum wollte der belobte Fa— bricius*) lieber der Reichen Herr, als ſelber reich ſeyn.
*) Dieſen Wahlſpruch legt Valerius Maximus Factor. ac dietor memorab. L. LIV. cap. 3. dem M. Curius in den Mund, ſetzt aber bei: item sensit Fabricius Lucinius.