noſſen) und außerdem vielfachen Anlaß erhalten, ſich zur Fuͤh— rung von Staatsgeſchaͤften und zu Feldherrn auszubilden. Schon in ſeinem vierzehnten Jahre hatte Joachim II., als er 1519 mit ſeinem Vater zu der Wahl Kaiſer Karls V. nach Frankfurt reiſte, Luthern in Wittenberg uͤber die Rechtfertigung durch den Glau— ben predigen hoͤren, und der Eindruck dieſer Rede auf ſein jun— ges Gemuͤth mußte um fo tiefer ſein, da er noch nicht wie ſein Vater politiſcher Ruͤckſichten halber gegen die Meinungen Luthers eingenommen war. Auf dem Wormſer Reichstage 1521 wohnte er ebenfalls den Religions verhandlungen bei, und das heldenmuͤthige und ehrfurchtgebietende Betragen, das Luther hier an dem Ehrentage ſeines Lebens zeigte, mußte ſein unbefangenes Gemuͤth mit Begeiſterung und Zuneigung fuͤr den großen Reformator er— fuͤllen. Auf einem ſpaͤteren Reichstage in Speier trat er, obgleich auf etwas verfaͤngliche Weiſe, beſtimmter mit ſeinen Anſichten hervor. Einige katholiſche Theologen behaupteten in Bezug auf die Verweigerung des Kelches beim Abendmahl, daß ſich in den Worten Chriſti„trinket alle daraus“ das„Alle“ nur auf die Apoſtel und deren Nachfolger, die Prieſter, bezoͤge, und daß die Forderung der Lutheraner daher unſtatthaft ſei. Der Kurprinz Joachim fragte, ob denn das Wort„Alle“ ſich uͤberall im neuen Teſtament nur auf die Prieſter bezöge, z. B. in der Rede:„ihr ſeid rein, aber nicht Alle“.— Auf dem Reichstage in Augsburg erhielt er endlich Gelegenheit, ſich auf das Vollſtaͤndigſte mit der neuen Lehre bekannt zu machen, und bis ins aͤußerſte Detail hinein die Unterſchiede und Vorzuͤge der beiden Confeſſionen kennen zu lernen. Er wurde ſelbſt ſchon bei mehreren Religionsverhand— lungen gebraucht: er zeigte ſich hierbei ſehr behutſam und der katholiſchen Partei ergeben, und zwar wohl hauptſaͤchlich aus Ruͤckſicht fuͤr ſeinen Vater, deſſen Unwillen er ſich zuzuziehen fuͤrchtete, wenn er ſich wankend und zweifelhaft in ſeinem Glau— ben an die alte Kirche bewies. Dagegen ſprach er ſich tadelnd,
*) Leutingeri topographiae posterioris dedicatio prima: inter alia prineipem indoctum ab asino coronato parum differe asserens (Joaehimus J.), nee quidem id surdis auribus, vel animo dormi
tante accepit(Joachimus II); Leutingeri opera, Tom I. p. 23.