Druckschrift 
Die Schlacht bei Kesselsdorf : Vortrag, gehalten in der Militärischen Gesellschaft zu Berlin zur Feier des Friedrichstages 1904 (mit zwei Plänen in Steindruck) / von v. Lindenau
Entstehung
Seite
5
Einzelbild herunterladen

dem am zweiten Schleſiſchen Kriege nicht direkt beteiligten Rußland geltend

gemacht. Nach dieſer Auffaſſung durfte Sachſen den König von Preußen

nicht in ſeinen Erblanden bekriegen und wiederum der König nicht nach

Sachſen einrücken, ſondern nur die ſächſiſchen Truppen als Hilfstruppen der

Oſterreicher bekämpfen.

Aber die von Rußland in dieſer Hinſicht geltend gemachten Erklärungen beunruhigten König Friedrich nicht, denn die Zarin wär weit. Sie konnte Sachſen keine rechtzeitige Hilfe bringen.

Nur die Rückſicht auf Frankreich, den Bundesgenoſſen Preußens, das eine Schonung Sachſens wünſchte, hatte Friedrich zunächſt von einem direkten Angriff auf Sachſen abgehalten. Er hatte daher nur dem Fürſten von An­halt bereits im April befohlen, 16 Bataillone und 30 Schwadronen im Magdeburgiſchen zuſammenzuziehen.

Aber Maria Thereſias immer heißer werdendes Sehnen nach Zurück­gewinnung ihres Juwels Schleſien begegnete ſich mit den ſächſiſchen Be­ſtrebungen, die auf eine Erlangung des preußiſchen Saalekreiſes mit Halle abzielten. Sſterreich und Sachſen einigten ſich am 29. Auguſt in einem geheimen Vertrage: den Krieg gegen Preußen auch während des Winters mit Nachdruck fortzuſetzen und ihn in die preußiſchen Stammlande zu tragen.

Der erſte Entwurf zu dem ſächſiſch⸗öſterreichiſchen Feldzugsplane vom 10. September 1745 ſtammte vom Oberkommandierenden des ſächſiſchen Heeres, dem Herzog von Weißenfels, einem Oheim des regierenden ſächſiſchen Königs Friedrich Auguſt II.

Er hatte etwa folgende Hauptgedanken:

1. das ſächſiſche Heer marſchiert von Leipzig, durch öſterreichiſche Truppen aus Böhmen verſtärkt, zum Angriff auf Halle vor;

2. eine von der öſterreichiſchen Rhein-Armee abzuzweigende öſterreichiſche Heeresabteilung unter Graf Grünne geht auf Halberſtadt vor.

Beide nehmen den Fürſten von Anhalt zwiſchen zwei Feuer;

3. das böhmiſche Heer Sſterreichs unter Prinz Karl, bleibt zunächſt in Böhmen der preußiſchen Hauptarmee unter dem König gegenüber, rückt dann aber, ſobald der König nach Schleſien zurückgeht, in die Lauſitz ein und über Bautzen auf Frankfurt a/ O. vor.

Nach längeren Verhandlungen mit Sſterreich wurde dieſer erſte Ent­wurf durch dasProjekt zur künftigen Operation vom 16. Oktober 1745 des Generals Rutowski abgeändert.

Die vom Rhein⸗-Heere abgezweigte Abteilung unter Graf Grünne, etwa 6000 Mann ſtark, die ſich am 13. Oktober von Heidelberg in Marſch geſetzt hatte, wurde aus ihrer ausſichtsvollen flankierenden Richtung auf Halberſtadt abgelenkt und in die Marſchrichtung auf Guben gebracht, um ſo zwiſchen der ſichſiſchen und böhmiſchen Armee, je nach Bedarf, die eine oder die andere unterſtützen zu können.

1*

.

8

8