Der in Schleſien befehligende Erbprinz von Anhalt hatte die engere Verſammlung des größeren Teils des Heeres um Rohnſtock befohlen, die bis zum 6. November durchgeführt war.
Unter den Meldungen aus Schleſien, die der Erbprinz dem König übermittelte, war die des Generalmajors Graf Dohna, der wegen Auslieferung von Kriegsgefangenen in Böhmen verhandelte, von beſonderer Wichtigkeit. Sie beſagte unter anderem: Der Prinz Karl ſei mit 40 000 Mann am 2. November von Gitſchin nach Turnau und Reichenberg abgerückt.
Trotz dieſer Nachrichten ſchien es dem Fürſten Leopold bei dem Fortgang der Unterredung unwahrſcheinlich, daß der Kriegsſchauplatz ohne zwingende Not nach Sachſen verlegt werden ſolle und die ſächſiſche Regierung auf dieſe Weiſe ſich vier Armeen in ihr Land ziehen wolle. Er meinte hiermit die des Königs, die des Prinzen Karl, die ſächſiſche mit Grünnes Abteilung und die ſeinige.
Treffend hebt Ranke hervor, daß der„Gegenſatz der beiden Naturen“ des Königs und des alten Deſſauers bereits bei dieſer Unterredung deutlich hervortrat und den Schlüſſel für die ganze weitere Entwicklung dieſes ſich immer mehr zuſpitzenden Gegenſatzes bilde.
Der König hatte angeſichts der veränderten Kriegslage ſofort die geeigneten Aushilfen zur Hand.
Von zwei Seiten ſollte der Einmarſch in Sachſen erfolgen. Von Halle aus ſollte der Fürſt Leopold geradenwegs auf Leipzig vorgehen. Von Schleſien aus wollte der König das Heer ſelbſt vorführen. Das Zeichen für den Beginn des beiderſeitigen Vormarſches ſollte das tatſächliche Einrücken des Prinzen Karl in die Lauſitz ſein.
Zu dem Angriff wollte der König alle verfügbaren Kräfte einſetzen. Das ſoeben erſt zurückeroberte Oberſchleſien ſollte aufgegeben, der Schutz von Niederſchleſiin dem Generalleutnant v. Naſſau mit etwa 12 000 Mann, der Schutz von Berlin dem Generalmajor Grafen v. Hacke mit etwa 5000 Mann übertragen werden.
In dieſem Sinne erließ der König alle erforderlichen Befehle. In einem Schreiben vom 15. November(Nr. 1) wird das mit dem ZJürſten Leopold Verabredete ſchriftlich feſtgelegt und ergänzt.“)
Alle Einwände, die ihn von ſeinem„Hauptwerk“ abziehen können und auch aus Schleſien an ihn herantreten, weiſt der König unerbittlich ab.
Bereits am Morgen des 16. November von Berlin aufgebrochen, übernimmt der König am Mittag des 18. November in Nieder⸗Adelsdorf den Befehl des Heeres wieder. Von dort aus am 19. ergänzt er in einem
*) Vergl. die Anlage am Schluſſe:„Verſuch einer Zuſammenſtellung des Briefwechſels zwiſchen dem König und Fürſt Leopold von Deſſau uſw.“