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Die Schlacht bei Kesselsdorf : Vortrag, gehalten in der Militärischen Gesellschaft zu Berlin zur Feier des Friedrichstages 1904 (mit zwei Plänen in Steindruck) / von v. Lindenau
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der Anſicht gelangt war, daß die Sachſen über Eilenburg abgezogen waren. Dorthin war auch Generalmajor v. Bredow mit acht Eskadrons vorgeſandt

worden, um die dortige Muldebrücke ſchnell in den Beſitz der Preußen

bringen. Als man dann aber in Eilenburg anlangte, dort nichts von den

Sachſen fand, da konnte kein Zweifel beſtehen, daß ſie in anderer Richtung alſo vorausſichtlich über Grimma abgezogen waren.

Die Feſtſtellung ihres Verbleibs war eine Aufklärungsaufgabe, deren Erfüllung unerläßlich war, um der nun achtfachen Weiſung des Königs zu entſprechen, der ſächſiſchen Armee auf den Hals zu gehen, wo ſie ſich auch ie Erfüllung dieſer Aufgabe war nicht ſchwer. Wir ſin

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immer finde.

wohl berechtigt, anzunehmen, daß ſie die fridericianiſche Kavallerie in ſchnellſter

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und ſicherſter Weiſe gelöſt hätte. Das Unterbleiben der erforderlichen Auf klärung war eine Unterlaſſungsſünde, deren Folge deutlich zutage tritt, als man nach Torgau weiter marſchiert und dort ſo gut wie nichts vom Feinde findet.

Bevor der Fürſt aber von Eilenburg abrückt, erhält er von dem un

ermüdlich weiterwirkenden König noch zwei Briefe, den neunten und zehnten.

Sie ſind vom 28. und 29. November und wohl geeignet, den Fürſten auch in letzter Stunde noch von dem falſchen Wege, den er verfolgen wollte, abzu bringen. Der eine dieſer Briefe(10. zeigte dem Fürſten deutlich den er wachenden Unmut des Königs über ſein zögerndes Vorgehen. Es hieß in ihm zum Schluſſe:Ew. Liebden werden ſelbſt erachten, wie viel mir daran gelegen iſt und wenn deroſeits darunter verzögert oder biaisiret würde, würde ich nicht nur davon zum höchſten unzufrieden zu ſein Urſach haben, auch ſolches nie vergeſſen, ſondern dieſelbe ſich dadurch die größte Verant wortung zuziehen würden. Ich bin mir aber eines anderen von deroſelben gewärtig und glaube, daß Ew. Liebden als ein erfahrener und rechtſchaffner Offizier meiner allerpoſitivſten Ordres exequieren werden.

Den Fürſten brachte aber auch dieſer Brief nicht zur Einſicht, ſondern nur in hellen Zorn.

In dem Schreiben vom 7. Dezember(Nr. VIII) ſagt er:Ich habe den Chagrin gehabt die drei) Schreiben vom 29. vorigen Monats, als eines durch eine Eſtaffette und zwei durch abgeſchickte Boten, vor einige Tage zu erhalten, worin mir Ew. Königliche Majeſtät doch ſehr unſchuldig was imputieren, ſo ich nicht verſchuldet habe, indem ich, als Ew. König­lichen Majeſtät Ordre vom 23.(alſo Nr. 5) den 27. erhalten, ſofort den 29. den Marſch habe antreten laſſen und den Befehl ohne Anſtand und Zeit­verluſt habe executieren laſſen; und da ich alſo nicht capable bin, fo etwas

*) Unter dem Datum des 29. November iſt nur ein Schreiben nachweisbar. Die Antwort des Fürſten bezieht ſich wohl auf die Schreiben Nr. 10 bis 13.

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