Aber dieſe kühne Sprache des Siegers von Hohenfriedberg und Soor, der ſich freigerungen hat von der Methodik der Zeit, will dem auf ſie ein— geſchworenen Feldmarſchall nicht einleuchten.
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Am 3. Dezember erfuhr König Friedrich, daß ſeine diplomatiſchen Be— mühungen in Dresden vorausſichtlich erfolglos ſein würden! Der ſächſiſche Hof hatte die Hauptſtadt verlaſſen, ſich nach Prag begeben, um auf Oſterreichs Seite auszuharren. So blieb nichts übrig, als den Kampf fortzuſetzen. Aber die Verhandlungen hörten doch nicht ganz auf, und dies iſt zu berück— ſichtigen.— Zunächſt rückte Lehwald am 3. nach Kamenz. Der König ver legte ſein Hauptquartier nach Bautzen. Eine baldige Verbindung zwiſchen Lehwald und dem Fürſten Leopold über Meißen war nun zu eröffnen.
Das hatte der König Friedrich bereits aus Görlitz(Schreiben Nr. 11 dem Fürſten mitgeteilt, als ihm dort am 4. Dezember die erſte vom 30. November aus Eutritzſch datierte Nachricht(Schreiben Nr. V) von dem endlich erfolgten Vormarſch des Fürſten zuging und er ihm trotz allen Zögerns doch noch„tauſend Glück zu der glorieusen expedition“ wünſchte.
In ſchneller Folge aufeinander erhält anſchließend an dies Schreiben der Fürſt in Torgau von dem nicht ermüdenden König noch weitere ſieben (Nr. 12 bis 18) Schreiben aus Görlitz und Bautzen, die immer wieder die Forderung bringen:„Die Sachſen durch das Gebirge nach Böhmen zu jagen“
„gerade gegen Dresden hin marſchieren, ohne den Sachſen die Zeit zu
laſſen, ſich von der erſten Konſternation zu récolligieren“—„die Operationen mit vigueur fortzuſetzen.“
Bei allen dieſen Schreiben ahnt der König immer noch nicht, wo der Fürſt hingeraten iſt. Er wußte ihn ſeit dem 4. oder 5. im Vormarſch nach der Elbe und berechnete, daß er am 8. oder 9. vor Meißen ſein müſſe. Er befahl daher Lehwald, von Kamenz am 7. einen ſtarken Marſch vorwärts zu machen in der Richtung auf Meißen, damit er gleichzeitig mit dem Fürſten dort eintreffe.
In Bautzen am 6. Dezember erhielt der König Nachrichten, daß die Armee des Prinzen Karl in Böhmen im Marſche auf Leitmeritz ſei und die Gegner„das Spiel noch keineswegs endgültig für verloren geben“. Der König berechnete, daß, wenn der Prinz Karl am 6. mit der Spitze des Heeres Leitmeritz erreichen würde, er dann in ſechs Märſchen, alſo am 12, bei Dresden ſeine Vereinigung mit dem ſächſiſchen Heere bewirken könne. Standen nun auch bereits am 8. nach feiner Berechnung der Fürſt und Lehwald bei Meißen vereint und mithin nur einen Tagemarſch von Dresden entfernt, ſo blieben ihnen immerhin nur noch vier Tage, innerhalb deren die Sachſen mit Grünne geſchlagen ſein mußten, wenn man mit dieſen abrechnen wollte, bevor die Armee des Prinzen Karl zur Stelle war. Es war dem