vergißt dann wohl den Verluft, welchen ihm die leichtbeſchwingten Gäſte bringen können und ſtimmt heiter ein in ihr Loblied, das im Tempel des Höchſten ertönet. Dann aber wieder vergißt er auch feiner Aufgabe nicht: „Machet ſie euch unterthan und herrſchet über fiel“ Die Hau svögel hat er bereits gänzlich feiner Herrſchaft unterworfen und ſie vergelten ihm ſeine Sorge durch ihre Eier, ihre Federn und ihr Fleiſch. Anderer bemächtigt er ſich durch Geſchoſſe, Schlingen und Fallen. Noch von andern ſammelt er nur Federn für feine Betten und Eier für feinen Tiſch ein. Wieder andere, wie der Strauß, der Reiher, der Paradiesvogel liefern ihm Federn, mit denen er ſich ziert. Der Gold» und Silberfaſan, das Perlhuhn, der Pfau ſchmücken ihm den Hof. Wieder andere hält er in Kaͤfichen, um ſich an ihrem Geſange oder Gefieder oder auch nur an ihrem Treiben zu ergötzen. Der Chinefe richtet den Kormoran zum Fiſchfange, der Jäger den Edelfalken zur Jagd ab. Und endlich dankt der Landwirth den Vögeln ſein kräftiges Duüngungsmittel, den Guano. 26. Die Zugvögel.
Die Störche und Kraniche ziehen im Herbſte fort, weil ſie im Winter keine Eidechſen, Fröſche, Infecten u. ſ. w. bei uns finden würden und alſo verhungern müßten; der rauhe und unfreundliche Winter gefällt ihnen überhaupt nicht. Außer den Störchen giebt es aber noch viele andere Zugvögel, 3. B. die Schwalben, die Staagre, die Wachteln, die wilden Tauben. gh fie fortziehen, verſamme!ln fie ſich in Schaaren, die Störche auf einer Wieſe, die Schwalben in einem Dorfe, die Staare im Schilf eines Weihers. Iſt endlich ihre Zeit gekommen fo treten fie hei günſtigem Winde die Seife an, laſſen den traurigen Winter hinter ſich und ſuchen einen ewigen Frühling auf. Möchteft du nicht auch mit ihnen ziehen? Ja, wirſt du Jagen, wenn ich meine Eltern, Verwandten und Freunde mitnehmen könnte. Du haft Recht; wir wollen bei unſern Verwandten und Freunden bleiben. Nach dem Winter kommt ja auch der Frühling wieder. So denken aber die Störche nicht. Da zieht alles fort, Jung und Alt, ſelbſt die zahmen Störche wollen dann nicht bleiben, auch wenn fie Futter genug haben. Unruhig laufen fie hin und her und ſchreien ihren fortziehenden Kameraden den Aha ſchiedsgruß nach. Aehnlich verhalten ſich die Wachteln, die in einem Käfig eingeſperrt find. Aber wohin ziehen die Vögel? und wer zeigt ihnen den Weg? Wenn. dich auf eine Wieſe hinſtellte und zu dir ſagte Mach eine Reife nach Afrika!“ fo würdeſt du antworten: Ich weiß keinen Weg!“ — Die Störche, die Schwalben, die Wachteln, die Na htigallen machen aber dieſe weile Reife nach Afrika ohne Wegweiſer, ohne Schiffe und ohne Wagen durch Wälder, über Berge und Flüſſe und Seen und zuletzt üher das weite Meer, und dennoch verfehlen ſie ihren Weg nicht. Die ſchnelle Schwalbe legt den Weg ſchon in 4— 5 Wochen zurück. Schlimmer geht es den Wachteln; fie können wohl gut laufen, aber nur ſchlecht fliegen. Sft müſſen fie ruhen, und wenn ſie ans Meer kommen, ſo fliegen fie von Inſel zu Inſel, und zwar immer auf demſelben Wege. Müde fallen ſie dann oft in großen Schaaren auf den Inſeln nieder, wo fie leicht gefangen werden, andere fallen ermüdet auf Schiffe, andere werden von Stürmen ins Meer geworfen. Wenn aber der Frühling wieder kommt, dann zieht ein innerer Zug alle Vögel wieder nordwärts, und jede Schwalbe findet ihr Dorf, das Haus, ja das Neſt wieder, in dem ſie im vorigen Jahr gebrütet hat.