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Bilder aus der Naturgeschichte / herausgegeben von einem Vereine von Lehrern
Entstehung
Seite
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Sitzend ſingt fie nicht. Daher kommt es daß die gefangene Lerche im Bauer mit den Flügeln flattert, wenn ſie ſingt. In einem Gedichte heißt es daher auch: Un ihren Liedern klettert die Lerche ſingend in die Luft. Die Lerche baut ihr Neſt kunſtlos aus Haaren, Federn und Halmen auf die Erde in Feldern. Dahinein legt fie ſchoön im März drei bis fünf weißgraue Eier, aus denen fie Junge briltet. Dabei iſt ſie mit ihrer Brut den Nachſtellungen von Raubthieren ausgeſetzt. Ihre Nahrung beſteht aus Inſecten und Ünkrautſamen, fo daß fie ein durchaus unſchädliches Thier iſt And von jedermann geſchont werden ſollte. Aber fie hat ein wohlſchmecken­des Fleiſch und deshalb wird fie in großen Netzen gefangen wenn fie im Herbſte von uns in Schaaren fortzieht. Das geſchah beſonders auf den weiten Feldern bei Leipzig; dieLeipziger Lerchen! werden aher ſelten werden, da ein Geſetz jetzt den Fang dieſer nützlichen Thiere verbietet. Die Ita­liener kehren ſich aber nicht daran und ergreifen und verzehren alle die Zug­vögel, Lerchen, Schwalben, Nachtigallen z, welche auf ihrer Reife nach Afrika über ihre Halbinſel hinwegſtreichen und oft recht müde Gäſte find. Es iſt das doch ein wunderlicher Bank, den man den kleinen Sängern ſpendet, die uns fo oft aus des Himmels Bläue mit ihrem Liede erfreuten!

43. Der Staar.

Der Staar wird zu den Singvög eln gerechnet. Er iſt ein großer Vogel, der wohl 20 GCentimeter lang und enkſprechend hoch wird. Seine Füße find ſtark und kräftig und zum Gehen eingerichtet; er hat Gang» Feine, d. h. es find drei Zehen nach vorn und eine nach Hinten gerichtet.

Der ganze Leib iſt mit dunkelgefärbten Federn bedeckt und zwar ſchillert der Ober: und Unterleib grünlich⸗ſchwarz, die Bruſt dagegen bläulich oder röthlich. Viele Federn zeigen hellere Spitzen. Der Schnabel iſt ſtark und etwa drei Centimeter lang. Mit demſelben iſt er aber auch im Stande, ſich ſeine Nahrung zu beſchaffen. Dieſe Nahrung beſteht zunächſt in allerlei Inſecten, alſo in Fliegen, Wespen, Käfern, eben ſo häufig aber auch in Regenwürmern und Engerlingen, die er aus dem weichen Erdreiche der Wieſen und Felder herausholt. Man kann oft ganze Schaagren dieſer dunklen Thiere beobachten, wie ſie die genannten Gegenden abſuchen. Oft müſſen fie erſt einen weiten Flug unternehmen, um dort, hin zu kommen; denn der Staar niſtet in hohlen Bäumen, muß alſo Wälder zu ſeinem Wohnorte wählen. Dort vertilgt er zunächſt alle Raupen, deren er hähhaft werden kann. Da er dadurch ſehr nützlich wird, ſo hat ihn der Menſch da, wo es wenig hohle Bäume giebt, dadurch an ſich gelockt, daß er ihm in die Baum kronen fogenannte Staarkäſten hing, die der kluge Vogel denn auch mit Dank annimmt und darin im Jahre ſogar zweimal vier bis ſechs blasgrüne Fier ausbringt. Zum Herbſte hin, wenn die Inſecten ſeltner werden, macht ſich der Staarmatz auch über Holunder und Weintrauben her, endlich aber ſieht er ſich gezwungen, die weite Reiſe nach Aegypten anzutreten Aber er vergißt uns nicht und kommt oft ſchon im Anfange des März zurück, wo es mit der Nahrung meiſt noch recht knapp ausſieht. Das kann uns aber nur lieb fein; denn deſto ſorgfältiger fucht er die Feinde unſerer Blätter und Bäume auf. Junge Staare laſſen ſich leicht zähmen und lernen ſo­gar Melodien pfeifen und Wörter näachſprechen.

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