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Bilder aus der Naturgeschichte / herausgegeben von einem Vereine von Lehrern
Entstehung
Seite
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Die Farbe iſt oberwärts im Allgemeinen röthlichbraun oder broncefarbig mit faſt metalliſchem Glanze. An den Seiten findet ſich ein ſchwarzbrauner Streif, der ſich mit zunehmendem Alter in Punktreihen umwandelt und zu­letzt oft völlig verſchwindet. Die Unterfeite iſt ſchwärzlich. Der ganze Körper iſt ſchlank und glatt. Der Schwanz beträgt etwas mehr als die Hälfte deſſelben. Wenn man die Schleiche reizt, fo ſtreckt fie den Leib ganz ſteifs; dann aber kann man durch den leichteſten Ruthenſchlag den Schwanz von ihm abtrennen. Sie iſt dann aber übler daran als die Eidechſe, indem das verlorne Glied ſich nicht wieder erſetzt; nur die Wunde ſchließt ſich an der Bruchſtelle. Man trifft dieſes Thier faſt in ganz Europa, doch fehlen in dem höheren Norden ihr die Inſecten, denen ſie nachſtellt. Sie hält ſich an ſonnigen, trocknen Oertern auf und kommt nur vom Mai bis Lluguft zum Vorſcheine. Inſectenlarven, Regenwürmer, auch wohl gele­gentlich kleine Schnecken bilden ihre Nahrung. Größere Thiere kann ſie gar nicht beißen und ſelbſt vielen kleineren iſt ihr Biß völlig unſchädlich. Herden iſt, daß fie ihre Eier ſo lange bei ſich behält, bis die Jungen die Eiſchale verlaffen. Ihre Bewegungen find ziemlich ſchnell und ſchlängelnd und mancher hat daran ſein Vergnügen und hält ſie im Zimmer, wo ſie leicht zahm wird. Im Freien wird es ihr ſchwer, den Nachſtellungen ihrer Feinde, die ſie verzehren, zu entgehen. Daß Kinder fie ködten, iſt nicht immer blos der Unkenntniß zuzuſchreiben, nach welcher man ſie für eine Schlange hält, von denen man lieber eine ungiftige todtſchlägt, als daß man fich von einer giftigen beißen läßt.

59 Die Schlangen. Das Hauptkennzeichen der Thiere dieſer Ordnung, welches bei dem erſten Anblick in die Augen ſpringt, iſt die gänzliche Fußloſigkeit, wenngleich an dem Scelette zuweilen auch noch Anſätze zur Fußbildung in Form von Knöchelchen vorhanden ſind. Der Körper Fer Schlange iſt langgeſtreckt und walzenförmig, höchſtens von den Seiten her etwas zuſammengedrückt. Auf dem Rücken iſt er mit Schuppen, an der Unterſeike gewöhnlich mit Schildern bekleidet. Auch der länglich eiförmige Kopf, welcher verhältniß· mäßig meiſt klein und vom Rumpfe mehr oder weniger abgeſetzt iſt, iſt ganz oder doch theilweiſe mit Schildern ber eckt. Am Unterkiefer befinden ſich zwei Paar ſogenannter Rinnenſchilder, welche die Kinnfurche bilden, die als ein entſcheidendes Merkmal der Schlangen gelten kann. Keiner Schlange fehlen die Lippen, und die Naſenlöcher ſtehen am Ende der Schnauze. Bei den Wafferſchlangen find dieſe durch eiue Klappe verſchließbar. Ihre Augen find klein, lebhaft funkelnd, ohne Augenlieder und mit der allge» meinen durchſichtigen Körperhaut überzogen, welche bei der. Häutung des Thieres abgeſtreift und dann wieder erneut wird. Die Pu­pille iſt entweder kreisrund oder ſpaltenförmig. Dem Ohre fehlen das Trommelfell und die Paukenhöhle; dennoch beſttzen die Schlangen meiſt ein feines Gehör. Die Kiefer, ſo wie alle Knochen am Kopfe find nicht vers wachſen, ſondern nur durch Bänder mit einander verbunden, ſo daß ſie in der Gefammtheit ein bewegliches Gerüſt bilden, welches ſich fo weit erweitern läßt, daß fie im Stande find, Thiere zu verſchlingen, die einen weit größeren Umfang als fie ſelbſt beſitzen. Die Zähne der Kiefern find eingewachſen, derb oder hohl, äußerſt glatt und ſpiz, und bogenförmig nach hinten ges

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