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Bilder aus der Naturgeschichte / herausgegeben von einem Vereine von Lehrern
Entstehung
Seite
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. tödtet. Da nämlich ihr Stechrüſſel mit kleinen Wiederhäkchen beſetzt iſt,

jo bleiben dieſe beim ſchnellen Herausziehen leicht im Fleiſche ſtecken. Die Männchen haben keine Stechrüffel und bedürfen keines Blutes zu ihrer Nahrung, ſondern trinken den Honig aus den Blüten. Man kann f leicht an ihren federbuſch artigen Fühlern erkennen, Ihren Geſang läßt die Mücke nur beim Fliegen vernehmen, das faſt wie ein Hüpfen in der Luft ausſieht. Und da merkwürdiger Weiſe dieſe Töne durch das Reiben ihrer beiden Flügel entſtehen, fo iſts ihr nicht möglich zu tanzen, ohne zu ſingen. Eben Tadurch verräth ſie ſich leicht im Dunkeln dem Ohre des Menſchen. Sobald der Winter eintritt, werden wir von dieſen, wie von ähnlichen kleinen Plagegeiſtern befreit. Doch im nächſten Frühjahr ſehen wir neue Mückenſchwärme; denn w ährend des Sommers hat jedes Weibchen etwa 100 Eier gelegt. Manches ſtillſtehende Waſſer wimmelt im folgenden Frühjahr von den daraus entſtandenen Maden. Sie ſchwimmen ſehr ſchnell, tauchen oft unter und find überhaupt äußerſt munter. Dann kommen ſie an die Oberfläche, um zu athmen, und laſſen dabei das rundliche Köpfchen nach unten hängen. Daſſelbe iſt mit zwei, den Fühlhörnern ähnlichen Gliedern oder Fangarmen verſehen, welche dem Thierchen zum Er­reifen der Nahrung dienen. Die nach mehreren Häutungen der Made ent­tandene Puppe ſchwimmt, mittels ihres Schwanzes und zweier am Ende befindlicher Floſſen, ebenfalls luftig umher. Zwei Hörner, die feine Röhrchen bilden und oben auf der Bruft fitzen, find die Werkzeuge, wodurch ſie Athem holt. Zur Zeit der Verwandlung legt ſich die Puppe auf die Oberfläche des Waͤffers; ihre Haut platzt oben auf der Bruſt, und wie aus einem Sarge

ſteigt die Mücke heraus ſchaut ſich ſchüchtern einmal um und fliegt empor in die Luft. Da die Mückenlarven im ſtillſtehenden Waſſer leben, ſo 1 es

natürlich, daß man beſonders in feuchten Wäldern und Gärten von ihnen beläſtigt wird. Zur wahren Landplage aber wird eine in den ſumpfigen, gras⸗ und buſchreichen Gegenden Un garns, fo wie in ähnlichen Landſtrichen Fes nördlichen Europas vorkommende Mückenart, welche man Beißfliegen ober Kriebelſchnaken nennt. Sie ſind nicht größer als Flöhe, aber ihre Stiche find giftig und verurſachen ſehr empfindliche Schmerzen. Mehrere Stiche erzeugen nicht ſelten Fieber, ſeltener Krämpfe. In Ungarn und der Provinz Preußen, wo. fie namentlich zahlreich umherſchwaͤrmen, tödten fie oft einen nicht unbedeutenden Theil der Viehheerden, indem ſie den Thieren in Ohr und Naſe kriechen und ſie durch ihre Stiche in Wuth und Raſerei verſetzen. Auch Menſchen werden durch ſie getödtet. Bei ihrer Ankunft er­greifen daher Menſchen und Thiere ſchleunigſt die Flucht und eilen den ſchützenden Wohnungen zu Sind dieſe zu entfernt, ſo zündet man Stroh­ſtaub, Heu, gedörrten Dunger ꝛc. an; das Vieh legt ſich dann von ſelbſt in ben Rauch und entgeht dadurch den giftigen tichen ſeiner Verfolger. Fackeln von Kienholz, Wergſtroh und Harz wehren ſie. ab. Trotz dieſer Vorſichtsmaßregeln ift die Anzahl Fer durch die Beißfliege getödteten Thiere oft ſehr groß. Im Jahre 1783 allein kamen in Ungarn 20 Pferde, 32 Füllen, 60 Rinder, 71 Kälber, 130 Schweine und 310 Schafe auf dieſe Weiſe um. Auf der Moskitoküſte, einer Ge end zwiſchen Süd, und Nordamerika, find die Moskitos, ebenfalls eine ückenart, die furchtbarſte Plage für die dortigen Bewohner. Reiſende erzählen uns, wie dieſe blut­durſtigen Inſecten die Menſchen dort ſo quälen, daß ſie manche Landſtrecken