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Arbeitszeit im Wandel : Möglichkeiten und Formen der Arbeitszeitgestaltung / von Helmut Glaubrecht; Dieter Wagner; Ernst Zander
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18 Zur Geschichte der Arbeitszeit

I. Zur Geschichte der Arbeitszeit

Unter Arbeit ist im allgemeinen Sinne dasjenige menschliche Verhalten zu verstehen, das auf Schaffen eines Gutes oder einer Dienstleistung ausge­richtet ist und mit dem die Umwelt des Menschen gestaltet wird.

1. Die Einschätzung der Arbeit im Wandel der Zeit

Arbeit galt und gilt nicht immer als wertvoll und erstrebenswert. Nicht von ungefähr steht im Alten Testament,daß zur Strafe für die Sünde der er­sten Menschen die Arbeit, vorher eine Lust und Freude, zu einer Last wur­de..! Die Griechen verachteten jegliche körperliche Arbeit, und auch im alten Rom wurde sie den Sklaven überlassen.? Aristoteles kennt keinen we­sentlichen Unterschied zwischen Sklaven und Arbeitern bzw. Handwer­kern. Folgerichtig hatten sie keine politischen Rechte im antiken Athen.

Über die Arbeitszeit von Sklaven und ähnlich eingestuften Personen brauchte man sich in Athen wie in Rom keine Gedanken zu machen. Wenn es sich als nutzbringend erwies, konnte sie sogar nicht lange genug sein.

Die Verachtung der körperlichen Arbeit wird bereits darin deutlich, daß das römische Wortlabor sowohlArbeit als auchMühsal bedeutet. Umgekehrt wurde die rein geistige Arbeit außerordentlich hoch geschätzt.

Im wesentlichen ist es auf christliche Einflüsse zurückzuführen, daß kör­perlich-mechanische und geistige Arbeit zumindest programmatisch als gleichwertig angesehen wurden. Entsprechende Überlegungen sind bereits beim Heiligen Augustinus zu finden. Für Thomas von Aquin ist Arbeit gleichbedeutend mit Handeln und insoweit dem Nichtstun vorzuziehen: Das Handeln folgt dem Sein.? Nicht zuletzt sei der Einfluß des Calvinis­mus erwähnt, der das sichtbare Ergebnis der Arbeit als Zeichen der Vor­herbestimmung für das zukünftige Seelenheil ansah und von dieser Seite der Arbeit im Sinne einerProtestantischen Ethik* einen gesellschaftlich sanktionierten Sinn verlieh.

Streithofen, H. B.: Arbeit Sklaven Sache oder Gottesauftrag, trend, Dezember 1982, S. 33 und ders.: Ein Teil vom Glück, in: Die neue Ordnung, 3/83, S. 196208. Eggebrecht, A.: Geschichte der Arbeit vom Alten Ägypten bis zur Gegenwart, Köln 1980, S. 133.

3 Streithofen, H. B., a.a.O., S. 35.

Vgl. Weber, M.: Die Protestantische Ethik und der Geist des Kapitalismus, 2. Aufl., München und Hamburg 1969.