26 Arbeitszeit und Freizeit
daß die Menschen auch wissen, was sie mit ihrer offiziellen„Freizeit“ anfangen können. Nicht von ungefähr ist die„ungenutzte Freiheit der Freizeit“ ein beliebtes Tagungsthema für Politiker, Gewerkschafter, Arbeitgeber und Wissenschaftler!©(vgl. Abb. 5)
Mittlerweile ist unter dem Zwang der Verhältnisse die Einsicht gewachsen, daß zusätzliche Freizeit nur mit weniger Einkommen bzw. geringeren Entgeltzuwächsen„erkauft“ werden kann. Bei sinkenden Zuwachsraten des Bruttosozialprodukts gibt es darüber hinaus geringere Verteilungsspielräume. Über diese Betrachtungen hinaus vermittelt die gegenwärtige Arbeitsmarktsituation sogar den Eindruck, als ob der Arbeitsgesellschaft die Arbeit ausginge.!® Als Beleg für diese These wird angeführt, daß in der Bundesrepublik Deutschland heute ein fast 16mal höheres Bruttosozialprodukt als 1950 erwirtschaftet wird, die Zahl der Arbeitslosen jedoch um 300000 höher ist als damals.!” Gegenwärtig beträgt die Arbeitslosenquote etwa 10% in den OECD-Ländern. Die offene und die verdeckte Arbeitslosigkeit haben sich in den 70er Jahren erheblich vergrößert.
Als Ursachen für diese Entwicklung gelten:!8
— zu hohe Reallöhne
— die Krise des Wirtschaftswachstums
— die technologische Entwicklung
— der Wertewandel in der Einstellung zur Erwerbsarbeit.
Auf die ersten drei Ursachenkomplexe soll in den nächsten Abschnitten noch näher eingegangen werden. Im folgenden interessiert uns die Querverbindung zwischen dem vorgeblichen Mangel an Arbeit und veränderten Wertvorstellungen.
So z.B. die Innsbrucker Tage 1979, verschiedene Bergedorfer Gesprächskreise in den letzten Jahren, und die Beiträge auf dem Symposium„Wie leben und arbeiten wir morgen?“, hrsg. v. H. Linke und D. Portner, Bonn 1987.
Vgl. Schmid, A.: Ende der Arbeitsgesellschaft: Einige Anmerkungen aus ökonomischer Sicht, Wirtschaftsdienst 1983/1, S. 7ff.
Zweifel am Ziel, manager magazin 12/82, S. 102ff.
18 Vgl. Schmid, A.: a.a.O., S. 8.
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