Druckschrift 
Arbeitszeit im Wandel : Möglichkeiten und Formen der Arbeitszeitgestaltung / von Helmut Glaubrecht; Dieter Wagner; Ernst Zander
Seite
45
Einzelbild herunterladen

Arbeitszeitverkürzung und Arbeitsmarkt 45

V. Arbeitszeitverkürzung und Arbeitsmarkt

1. Ziele und Präferenzen für Arbeitszeitverkürzungen

Wie aus den vorangegangenen Ausführungen bereits deutlich wurde, kann eine Verkürzung der Arbeitszeit nicht nur mit arbeitsmarktpolitischen Überlegungen begründet werden. Umgekehrt ist Arbeitszeitverkürzung nur einer von mehreren möglichen Wegen zur Lösung von Beschäftigungs­problemen. Dabei sind neben dem Ziel der Herbeiführung des Arbeits­marktgleichgewichts auch Gesundheits- bzw. Humanisierungsüberlegun­gen für bestimmte Arbeitnehmergruppen(z.B. ältere Arbeitnehmer, Schichtarbeiter, Arbeitnehmer mit erhöhten Belastungen wie Hitze oder Staub), eine mögliche Höherqualifizierung(z. B. Bildungs- und Langzeit­urlaub) oder ein größerer Freizeitzuwachs zu nennen. Dabei stehen sowohl aus ökonomischer und politischer Sicht als auch aus dem Blickwinkel der Arbeitnehmer die Fragen der Beschäftigungssicherung z.Z. im Vorder­grund.

Untersuchungen über die Präferenzen der Erwerbstätigen zeigen??, daß die Befragten oft eine Verlängerung des Urlaubs oder den früheren Ruhe­stand der Verkürzung der täglichen Arbeitszeit vorziehen. Auch die Ge­währung zusätzlicher Freischichten, Pausen und Erholzeiten steht auf der Präferenzskala weit oben. Aber auch die Verkürzung der Wochenarbeits­zeit wird in manchen Untersuchungen immerhin als zweitwichtig einge­stuft(vgl. Abb. 15).

2. Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt

Bezüglich der möglichen Auswirkungen von Arbeitszeitverkürzungen auf den Arbeitsmarkt gibt es mindestens vier Ansatzpunkte, auf die im folgen­den näher eingegangen werden soll: Den offiziellen Standpunkt vertritt die Bundesanstalt für Arbeit, deren Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsfor­schung versucht, die entsprechenden Zusammenhänge wissenschaftlich zu untersuchen. Die von der Bundesanstalt für Arbeit unterstellten Entla­stungswirkungen werden von den Arbeitgeberverbänden vom Umfang her relativiert. In dieser Diskussion, die natürlich von Interessenstandpunkten nicht frei ist(die Gewerkschaften stimmen den Ergebnissen der Bundesan­stalt prinzipiell zu), werden vielfach einzelwirtschaftliche Argumente ge­

32 Vgl. z.B. Landenberger, M.: Arbeitszeitpräferenzen der Erwerbsbevölkerung. In: Butt­ler, G. et.al.: Flexible Arbeitzeit gegen starre Sozialsysteme, Baden-Baden 1986.