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Arbeitszeit im Wandel : Möglichkeiten und Formen der Arbeitszeitgestaltung / von Helmut Glaubrecht; Dieter Wagner; Ernst Zander
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Tendenzen zu einer weiteren Verkürzung der Arbeitszeitdauer 89

Il. Tendenzen zu einer weiteren Verkürzung der Arbeitszeitdauer

Die bisherigen Ausführungen haben gezeigt, daß es in den wichtigsten In­dustrienationen zumindest was die Arbeitszeitdauer betrifft recht unterschiedliche Regelungen gibt. Dabei haben die Tarifparteien jeweils im Rahmen der ihnen zur Verfügung stehenden Möglichkeiten®? versucht, die Freiräume auszuschöpfen, die ihnen im Rahmen des gesetzlichen Ar­beitszeitschutzes zur Verfügung stehen.

1. Arbeitszeitverkürzung durch Umverteilung?

Nach den Vorstellungen der Gewerkschaften und mancher Politiker sollen die vorhandenen Arbeitsmöglichkeiten auf möglichst alle erwerbsfähigen Personen umverteilt werden. Dabei sind die Gewerkschaften immerhin teilweise von der Forderung nach vollem Lohnausgleich abgerückt: Die Kostenauswirkungen von Arbeitszeitverkürzungen sollen möglichst nied­rig gehalten werden. Diese Position ist relativ einfach zu beziehen, weil bei Tarifverhandlungen sowohl die Inflationsrate(Forderung: Ausgleich des Kaufkraftverlustes) als auch die Erhöhung der Arbeitsproduktivität als Spielmaterial zur Verfügung stehen.

Außerdem gilt das Anrechnungsargument ohnehin nur für das erste Ver­handlungsjahr. Weder Arbeitgeber noch Gewerkschaften können über­blicken, welche Faktoren die folgenden Verhandlungsrunden bestimmen.

Vorhandene Arbeit kann jedoch nur dann wirkungsvoll umverteilt wer­den, wenn Kostenneutralität gewährleistet ist. Dies gilt sowohl für die Ba­sisentgelte als auch für die Lohnnebenkosten.Schließlich muß Kosten­neutralität auch gegenüber den Sozialversicherungsträgern gewahrt wer­den.8

Aber auch wenn Kostenneutralität gewährleistet wäre, ist nicht sicher, in­wieweit die bestehende Arbeitslosigkeit verringert werden kann. Viele Branchen stehen unter massivem Kostendruck, um wettbewerbsfähig blei­ben zu können. Die Unternehmen in diesen Wirtschaftsbereichen sind ge­zwungen, jede Chance zur Kostenersparnis zu nutzen. Dies gilt auch für die Personalaufwendungen, z.B. im Schiffsbau. In volkswirtschaftlicher

82 Memorandum der Europäischen Kommission zur Verkürzung und Reorganisation der ArbeitszeitEuropean Report, 18. Dezember 1982, Nr. 915. 83 Sarminski, A.: Umverteilung von Arbeit, FAZ vom 25. 1. 1983.