Tendenzen zu einer weiteren Verkürzung der Arbeitszeitdauer 91
beitsmarkt und Schattenwirtschaft wäre es töricht, dies zu unterstellen. Andererseits wäre es unrealistisch anzunehmen, daß der Prozeß der Arbeitszeitverkürzung in Zukunft nicht mehr weitergehen würde. Warum soll der technische Fortschritt schließlich nicht auch in Zukunft den Arbeitnehmern mit zugute kommen? Schließlich ist auch nicht zu übersehen, daß immer mehr gut ausgebildete Frauen Beschäftigung suchen und die traditionelle Rollenverteilung zwischen Mann und Frau Änderungen unterworfen ist, die sich auch auf den Arbeitsmarkt auswirken.
Vor dem Hintergrund dieser Überlegungen sind wir der Auffassung, daß herkömmliche Arbeitszeitstrukturen an veränderte Umweltbedingungen und an die bereits abzusehenden Veränderungen anzupassen sind. Dies bedeutet jedoch nicht, daß es sich hierbei immer und in jedem Fall um Arbeitszeitverkürzungen handeln muß. Dabei sollte beachtet werden, daß freiberuflich Tätige, leitende Angestellte und führende Funktionsträger in den Parteien und Verbänden, also auch den Gewerkschaften, in den zurückliegenden Jahren eher mehr arbeiten mußten und wohl auch wollten als weniger.
3. Kriterien und Konsequenzen neuer Arbeitszeitstrukturen
Die in den folgenden Kapiteln zu untersuchenden Möglichkeiten der Veränderung von Dauer und Lage der Arbeitszeit haben durch die arbeitsmarktpolitische Situation, die schon vor Jahren zutreffend vorhergesagt wurde, eine fast unzulässige Aktualität erfahren. Dies ist u. E. deshalb der Fall, weil an sich notwendige Arbeitszeitwandlungen nur primär unter dem Beschäftigungsaspekt gesehen werden. Gleichwohl werden wir versuchen, unsere Ausführungen auch in diesen Zusammenhang einzuordnen. Veränderungen herkömmlicher Arbeitszeitordnungen sind aber nicht nur unter beschäftigungspolitischen, sondern auch unter betriebs- und volkswirtschaftlichen Aspekten zu betrachten.
Dabei spielen nicht nur motivationale Überlegungen bezüglich der individuellen Bedürfnisse der Arbeitnehmer eine Rolle. Leistungsbereitschaft und Leistungsfähigkeit hängen auch entscheidend davon ab, inwieweit Arbeitszeitstrukturen die betriebliche und die private Sphäre in Übereinklang bringen können und neue Formen der Arbeitsorganisation günstig beeinflussen.
Veränderte Arbeitszeitstrukturen können durchaus effizienzsteigernd wirken. Die stärkere Berücksichtigung individueller Belange dürfte z.B. zu verringertem Absentismus und zu niedrigeren Fehlzeiten führen. Darüber