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Arbeitszeit im Wandel : Möglichkeiten und Formen der Arbeitszeitgestaltung / von Helmut Glaubrecht; Dieter Wagner; Ernst Zander
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Tendenzen zu einer weiteren Verkürzung der Arbeitszeitdauer 91

beitsmarkt und Schattenwirtschaft wäre es töricht, dies zu unterstellen. Andererseits wäre es unrealistisch anzunehmen, daß der Prozeß der Ar­beitszeitverkürzung in Zukunft nicht mehr weitergehen würde. Warum soll der technische Fortschritt schließlich nicht auch in Zukunft den Ar­beitnehmern mit zugute kommen? Schließlich ist auch nicht zu übersehen, daß immer mehr gut ausgebildete Frauen Beschäftigung suchen und die traditionelle Rollenverteilung zwischen Mann und Frau Änderungen un­terworfen ist, die sich auch auf den Arbeitsmarkt auswirken.

Vor dem Hintergrund dieser Überlegungen sind wir der Auffassung, daß herkömmliche Arbeitszeitstrukturen an veränderte Umweltbedingungen und an die bereits abzusehenden Veränderungen anzupassen sind. Dies be­deutet jedoch nicht, daß es sich hierbei immer und in jedem Fall um Ar­beitszeitverkürzungen handeln muß. Dabei sollte beachtet werden, daß freiberuflich Tätige, leitende Angestellte und führende Funktionsträger in den Parteien und Verbänden, also auch den Gewerkschaften, in den zu­rückliegenden Jahren eher mehr arbeiten mußten und wohl auch wollten als weniger.

3. Kriterien und Konsequenzen neuer Arbeitszeitstrukturen

Die in den folgenden Kapiteln zu untersuchenden Möglichkeiten der Ver­änderung von Dauer und Lage der Arbeitszeit haben durch die arbeits­marktpolitische Situation, die schon vor Jahren zutreffend vorhergesagt wurde, eine fast unzulässige Aktualität erfahren. Dies ist u. E. deshalb der Fall, weil an sich notwendige Arbeitszeitwandlungen nur primär unter dem Beschäftigungsaspekt gesehen werden. Gleichwohl werden wir versu­chen, unsere Ausführungen auch in diesen Zusammenhang einzuordnen. Veränderungen herkömmlicher Arbeitszeitordnungen sind aber nicht nur unter beschäftigungspolitischen, sondern auch unter betriebs- und volks­wirtschaftlichen Aspekten zu betrachten.

Dabei spielen nicht nur motivationale Überlegungen bezüglich der indivi­duellen Bedürfnisse der Arbeitnehmer eine Rolle. Leistungsbereitschaft und Leistungsfähigkeit hängen auch entscheidend davon ab, inwieweit Ar­beitszeitstrukturen die betriebliche und die private Sphäre in Übereinklang bringen können und neue Formen der Arbeitsorganisation günstig beein­flussen.

Veränderte Arbeitszeitstrukturen können durchaus effizienzsteigernd wir­ken. Die stärkere Berücksichtigung individueller Belange dürfte z.B. zu verringertem Absentismus und zu niedrigeren Fehlzeiten führen. Darüber