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Arbeitszeit im Wandel : Möglichkeiten und Formen der Arbeitszeitgestaltung / von Helmut Glaubrecht; Dieter Wagner; Ernst Zander
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116 Kollektive oder flexible Verkürzung der Wochenarbeitszeit?

wahrung ihres Konkretisierungsspielraumes!!? im Rahmen von Betriebs­vereinbarungennur mit einem(noch) größeren Flexibilisierungsspiel­raum!!? möglich sein wird. Dies bedeutet wiederum, daß der Einfluß der Betriebsräte für die Gestaltung und Konkretisierung tariflicher Arbeits­zeitnormen eher zu- als abnehmen wird.

Andererseits stand die Diskussion um die Verkürzung der Wochenarbeits­zeit in der Metallindustrie im Jahre 1987 in starkem Maße in einem engen Zusammenhang mit einer möglichen Ausdehnung der Betriebszeit auf die bisher meist nicht zur regelmäßigen Arbeitszeit zählenden Samstage und Sonntage. Nicht zuletzt hat die Parole der 50er JahreSamstags gehört Vati mir mit zu dem berechtigten Bewußtsein beigetragen, daß ein in ver­schiedenen Arbeitskämpfen errungener Fortschritt nicht wieder preisgege­ben werden soll.

Dabei ist zwar einerseits zu berücksichtigen, daß dem arbeitsfreien Wo­chenende nach wie vor eine große soziale und kulturelle Bedeutung zu­kommt!!* und eine entsprechende Ausdehnung der Arbeitszeit einemtie­fen Schnitt in deutsche Lebensart gleichzusetzen ist,!!5 doch sollte man auch bedenken, daß von dieserAnpassung der Arbeitszeit an die Bedürf­nisse einer modernen Industriegesellschaft!!6 auch in Zukunft nur eine Minderheit betroffen sein wird, die zudem unter bestimmten Bedingungen wie z.B. entsprechender Freizeitausgleich und keine strikte Regelmäßig­keit sogar mehrheitlich durchaus akzeptiert wird(vgl. Abb. 36).

Insgesamt ist festzuhalten, daß die Arbeit an Sonntagen in der Industrie eine geringe Rolle spielt und sich in starkem Maße auf Dienstleistungsbe­rufe(z.B. Krankenhäuser, Altenheime, Gaststätten- und Hotelgewerbe) konzentriert. Dagegen ist die Samstags-Arbeit etwas stärker verbreitet. Sie gilt etwa für 30% aller im Handel und Verkehr beschäftigten Arbeitneh­mer und für etwa denselben Prozentsatz der Staatsbediensteten. Im Pro­duzierenden Gewerbe arbeiten dagegen nur etwa 10% der Beschäftigten auch samstags, allerdings vor allem aus Gründen der Wettbewerbsfä­higkeit mit zunehmender Tendenz(vgl. Abb. 37).

112 Schmidt, R., Trinczek, R.: Das Kräfteverhältnis von Kapital und Arbeit verschiebt sich, FR. v. 14. 1. 1986, S. 10.

113 Ebenda

114 Vgl. z.B. Rinderspacher, J. P.: Am Ende der Woche, Die soziale und kulturelle Bedeu­tung des Wochenendes, Bonn 1987.

115 So ein gleichlautender Spiegel-Artikel in 20/1987, S. 76ff.

116 Vgl. o. V.Das Samstagssyndrom, Wirtschaftswoche 5/87, S. 34ff.