Grundsätzliche Aspekte einer Verkürzung der Lebensarbeitszeit 123
Hinzu kommen die— ebenfalls bereits in der Einleitung erwähnten— demographischen Überlegungen, nach denen das Arbeitskräfteangebot nach der Jahrhundertwende zurückgehen wird.!?$ Insofern müssen Regelungen, die vorzeitige Pensionierungen ermöglichen, zumindest reversibel sein. Die Altersgrenze 65 oder 70 wäre dann in einigen Jahren keine Utopie mehr(vgl. auch S. 129ff. d. B.)— bei Selbständigen und vielen Wissenschaftlern war sie es noch nie und ist sie es auch heute nicht. Viele Führungskräfte arbeiten auch im Ruhestand weiter, gleichgültig, ob es sich um den offiziellen Beruf handelt, wie das Durchschnittsalter 68 bis 71 bei japanischen Managern zeigt, oder um eine Beratungstäfigkeit als Zweitberuf.
Nach Ansicht von Helmut Winterstein lassen sich die Gründe, nach denen eine Verkürzung der Lebensarbeitszeit notwendig ist, in drei Gruppen einteilen: 126
— sozial- und gesundheitspolitische Gründe(abnehmende Leistungsfähigkeit bei älteren Arbeitnehmern)
— nachträgliche Absicherung des bereits faktisch Praktizierten
— die Arbeitsmarktsituation.
Diese Begründungen haben im Zeitablauf wechselnde Prioritäten erfahren. Standen früher die sozial- und gesundheitspolitischen Überlegungen im Vordergrund, ist es heute die Arbeitsmarktsituation!?’ angesichts veränderter wirtschaftlicher und sozialer Rahmenbedingungen, gerade auch im internationalen Zusammenhang. Sofern auch weiterhin sozialpolitische Überlegungen in der Diskussion geblieben sind, dann insbesondere wegen der besonderen Belastungen bei Nacht- und Schichtarbeit.
2. Bedenken gegen eine Verkürzung der Lebensarbeitszeit
Sollen vorzeitige Pensionierungen somit in erster Linie erfolgen, um der gestiegenen Arbeitslosigkeit entgegenzuwirken, muß man sich zunächst fragen, ob dies auch im Sinne der Betroffenen liegt. Nach Ansicht der Psy
125 Z.B. für viele: Müssen wir bald länger arbeiten? Blick durch die Wirtschaft v. 29. 2. 1980.
126 Vgl. Winterstein, H.: Verkürzung der Lebensarbeitszeit, Wirtschaftliches Studium 1983, 5. 67f.
127 Ruf, T.: Die Herabsetzung der Altersgrenze— ein Instrument der Arbeitsmarktpolitik? Eichholz-Brief 2/82, S. 45ff.