Druckschrift 
Arbeitszeit im Wandel : Möglichkeiten und Formen der Arbeitszeitgestaltung / von Helmut Glaubrecht; Dieter Wagner; Ernst Zander
Seite
237
Einzelbild herunterladen

Arbeitszeitflexibilisierung durch Teilzeitarbeit und Job-sharing 237

keit; denn erst beim praktischen Vollzug stellt sich heraus, ob eine solche theoretische Arbeitsplatzteilung auch wirtschaftlich wäre. Fügt man diesen zweiten Aspekt hinzu, dann zeigt sich ein erheblich eingeschränktes Realisierungspotential. Nach einer Praxisuntersuchung bei Siemens? liegt die realistische Teilbarkeitsquote bei 20 bis 40%, bei Arbeitsplätzen, die überwiegend von Männern besetzt sind, sogar erheblich darunter. Eine wichtige Rolle spielt dabei der Umstand, daß theoretisch teilbare Arbeits­plätze oft mit Mitarbeitern besetzt sind, die nicht von der Vollarbeitszeit lassen wollen. In praxi läuft dies häufig auf Arbeitsplatzteilungen im Zu­sammenhang mit Fluktuation oder bei geplanten Erweiterungen hinaus.

Zum Zwecke der Beschäftigungsförderung verpflichtet der Gesetzgeber den Arbeitgeber, seine Arbeitnehmer über Möglichkeiten der Teilzeitar­beit im Betrieb zu informieren, vgl.$ 3 BeschFG.

Für die Unternehmen ergeben sich im übrigen aus der Einführung von Teilzeit eine ganze Reihe von Vorteilen:

b) Bessere Auslastung der Betriebsmittel

Die früher selbstverständliche starre Kopplung von Betriebszeit und Ar­beitszeit hat dazu geführt, daß sich im Zuge der Arbeitszeitverkürzungen auch die Betriebszeiten immer mehr verkürzten. Immer teurere Anlagen und Büros sind daher in immer geringerem Umfange genützt worden. Schichtarbeit hat hierbei nur in bescheidenem Umfange Abhilfe leisten können.

Das Abkoppeln der persönlichen Arbeitszeiten von der Betriebszeit wird daher mehr und mehr zu einem dringenden Gebot, ja im Hinblick auf et­waige weitere tarifliche Arbeitszeitverkürzungen geradezu unerläßlich. Um die Rentabilität des eingesetzten Kapitals zu gewährleisten, werden die Betriebszeiten deutlich länger sein müssen als die Arbeitszeiten der einzel­nen Mitarbeiter. Eine stärkere Gewöhnung daran, daß Betriebszeiten und individuelle Arbeitszeiten nicht identisch sein müssen, kann schließlich auch die jetzt verhärtete Diskussion um den Ladenschluß beleben. Die ge­genwärtigen Ladenschlußzeiten werden erstaunlicherweise von der Bevöl­kerung geduldig ertragen, obwohl sich ihr Widersinn jedem Nachdenken­den ohne Mühe sofort erschließt: Unsere Läden sind geöffnet, wenn die Mehrzahl der Arbeitnehmer arbeitet, sie sind geschlossen, wenn diese Mehrzahl frei hat.

249 Vgl. den Bericht über eine Siemens-Studie von G. Bierig inDer Arbeitgeber 1980, S. 1257.